CIO 007 – Liebe IT, der Kunde möchte ein Omnichannel-Einkaufserlebnis, und jetzt? – Interview mit Martin Barzauner

Martin Barzauner
Martin Barzauner

In der heutigen Folge 7 spreche ich mit Martin Barzauner, Geschäftsführer der Netconomy Software und Consulting GmbH, über das Thema Omnichannel-Einkaufserlebnis und die entsprechenden IT-Lösungen dazu.



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Folgende Aspekte werden in der Podcast-Folge besprochen:

  • Ausrichtung auf die Kundenwünsche und Besonderheiten im Online Business bzw. E-Commerce [00:01:50]
  • Kanäle, die es heute zu berücksichtigen gilt und Konsolidierung der Kundentouchpoints für ein digitales Omnichannel-Einkaufserlebnis [00:04:20]
  • Verknüpfung von On- und Offline-Kanälen [00:07:30]
  • Branchenunterschiede beim Omnichannel-Ansatz [00:08:40]
  • Auswirkungen und Herausforderungen für die IT-Organisation durch den Omnichannel-Ansatz [00:12:10]
  • Entscheidungsmöglichkeiten für CIOs und IT-Führungskräfte und Vor- und Nachteile von „Single Platformen“ bzw. Suite Lösungen [00:14:20]
  • Komponenten in der IT-Architektur bei der Implementierung von Omnichannel IT-Lösungen [00:18:20]
  • Rolle von Data Analytics bei Omnichannel Lösungen und Berücksichtigung von Social Media Daten wie z.B. Facebook, Twitter etc. [00:20:20]
  • Einen Tipp an CIOs, IT-Führungskräfte und Unternehmer [00:25:15]

Im Jahre 2000 hat Martin Barzauner die Netconomy Software und Consulting GmbH gegründet und ist seither ihr Chief Executive Officer. Netconomy ist einer der führenden Anbieter in den Bereichen E-Commerce und E-Business und unterstützt namhafte Kunden seit über 15 Jahren dabei ihre Online-Kanäle vollständig und nahtlos in bestehende Unternehmensstrukturen einzubinden.

Martin Barzauner ist Experte für diese Integration digitaler Kanäle in bestehende Unternehmensstrukturen mit dem Fokus auf den Kundennutzen. Sein Anspruch ist Technologie-Expertise, Qualität und Nachhaltigkeit. Netconomy versteht sich als Full Service Provider von der Anforderungsanalyse über die Konzepterstellung und Implementierung bis hin zum Betrieb und Support der jeweiligen Lösung. Netconomy hat circa 190 Mitarbeiter, die in 13 parallelen Umsetzungsteams arbeiten. Das Unternehmen sitzt in Graz und hat insgesamt 5 Standorte. Zusätzlich zum Hauptsitz in Graz gibt es noch Standorte in Wien, Zürich, München und Dortmund.

Wir sprechen nun über das Omnichannel-Einkaufserlebnis und wie Sie das als CIO, IT-Manager oder Unternehmer in Ihrer IT-Architektur abbilden können und welche Lösungsmöglichkeiten sich dafür anbieten.

Viel Spaß! Wir freuen uns auf Ihr Feedback!

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Transkript des Interviews zum Nachlesen

  1. Petra Koch:

    In jedem Geschäft geht es darum die Wünsche der Kunden zu erkennen und mit passenden Produkten und Angeboten darauf zu reagieren. Welche Besonderheiten gibt’s da speziell im Online Business und im E-Commerce Bereich?

    00:02:18-9

  2. Martin Barzauner:

    Also zum einen gibt’s natürlich kanalspezifische Möglichkeiten, das, was man aus dem traditionellen Offline-Kanal kennt auch mediengerecht und kanaladäquat entsprechend zu unterstützen mit neuer Technologie und ganz, ganz wichtig ist, dass halt im Digitalbereich zum ersten Mal die Möglichkeit besteht auch wirklich das Verhalten und die Interessen des Kunden so zu erfassen, dass wir darauf aufbauend dann auch Entscheidungen treffen können. Also im traditionellen Commerce Einzelhandel war ja das höchste der Gefühle sozusagen den Kassenbon irgendwie über ein Loyalty Konzept dann zu sammeln und hier auch quasi zu tracken.

    Was denn der Kunde tatsächlich gekauft hat, wofür er sich dann interessiert und was er dann trotzdem nicht gekauft hat oder was denn seine Interessen sind, das konnte man bestenfalls über irgendwelche traditionellen Umfragen mit Papier und Bleistift und was auch immer lösen, aber es war halt nicht Rückkanal-fähig und im digitalen Bereich besteht erstmals die Möglichkeit durch implizite und explizite Information, die der Kunde bereitstellt, also implizit im Sinne von Handlungen, explizit im Sinne von wirklich Informationen, die er aktiv zur Verfügung stellt, den Kunden kennenzulernen und hier auch in Echtzeit entsprechende Predictions dann daraus zu generieren und es ist erstaunlich mit welcher Treffergenauigkeit das auch funktioniert, weil wir hier durchaus sehen, dass die Algorithmik schon so weit ist, dass das wirklich zu signifikanten Verbesserungen dann auch führen kann.

    00:03:57-6

  3. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Das heißt, ich habe als Unternehmen dann deutlich mehr Möglichkeiten das Ganze auszuwerten und auch eben besser auf die Kundenwünsche einzugehen als ich das vielleicht bisher im klassischen Sinne konnte oder?

    00:04:08-0

  4. Martin Barzauner:

    Absolut. Was auch nötig ist, weil der Kunde ja heute im Vergleich zu früher auch wesentlich mobiler ist und er Information und gedanklich und gerade im digitalen Umfeld letztlich die Entfernung zu einem alternativen Angebot nicht besonders groß ist.

    00:04:24-1

  5. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Wenn ich das jetzt heute als Unternehmen aufsetzen möchte, welche Kanäle muss ich denn dann alle berücksichtigen? Es gibt ja immer diese Frage, sämtliche Kunden-Touchpoints zu konsolidieren und eben in so einem Omnikanal Einkaufserlebnis zusammenzufassen. Wie würde ich das angehen?

    00:04:40-3

  6. Martin Barzauner:

    Das ist schon bis zu einem gewissen Grad auch von der jeweiligen Industrie abhängig. Also hier gibt es keine Antwort, die global gültig ist für alles. Wenn man mal beim Einzelhandel bleibt, dann gibt’s natürlich hier einen großen Bedarf, den traditionellen Offline Kanal, also das Filialgeschäft zu verbinden mit Digitalen über irgendwelche Formen von Loyalty-Ansätzen, damit man einfach auch die Handlungen in der Filiale dem Kunden zuordnen kann. Kundenkarte und Co. ist natürlich ein bisschen out. Da gibt es neuere Mechanismen, die wir hier nutzen können?

    00:05:16-6

  7. Petra Koch:

    Okay, was wäre das, was man jetzt heute nutzt?

    00:05:19-1

  8. Martin Barzauner:

    Mobile Loyalty Modelle, die dann ganz viel auch mit dem Smartphone zu tun haben, die wären eine sehr, sehr gute Alternative, weil einfach jeder Kunde heute schon eine Vielzahl von Plastikkarten in der Brieftasche hat, die er dann meistens gar nicht mehr tragen kann.

    00:05:35-0

  9. Petra Koch:

    Ja.

    00:05:35-3

  10. Martin Barzauner:

    Und eh nicht findet, wenn er sie braucht. Es gibt auch andere Ansätze, die ganz stark sich mit dem Zahlungsmittel auch verknüpfen. Also, wenn ich hier irgendwie eine Debitkarte für die Bezahlung benutze, dann ist es auch machbar, da gibt es auch Konzepte im Markt, wo man diese Debitkarte letztlich auch mit einem Loyalty Konto verknüpft. Gerade im Lebensmittelhandel, ist das auch ein Ansatz, der ganz gut funktioniert, weil ich sowieso sozusagen diesen Bezahlvorgang auch habe und die anderen Kanäle, die natürlich essentiell sind, das sind zum einen mal sozusagen der Web-Kanal mit E-Commerce, wo ich konsistent in der Kommunikation bin und alles letztlich auch transportieren muss, was es in der Filiale gibt oder nicht gibt. Das sind so Basics wie Lagerstände und Reservierungsprozesse einfach heute Commodities.

    Das Thema Mobile ist natürlich ganz, ganz wichtig, weil gut gelöst hier auch viel über das Kundenverhalten natürlich gesammelt werden kann. Auch ganz wichtig ist, wenn man auch Inbound-Kommunikation hat, also in einer Form von Service-Center, das wäre hier auch eine konsistente Verbindung zwischen dem, was im Internet sichtbar ist und dem, was in der Filiale sichtbar ist, haben, das üblicherweise auch über so eine zentrale Commerce-Omnichannel-Plattform abgewickelt wird. Und das Thema Social spielt natürlich auch eine Rolle traditionell, weil man hier gibt’s ja auch die Aussage, dass eben die 30 Messpunkte in Facebook eine Person besser beschreiben als das, was der beste Freund über diese Person weißt. Und da steckt natürlich auch ganz, ganz viel drinnen und darauf aufbauend, gibt es auch viele Möglichkeiten hier auch tiefer gehend Informationen über den Kunden zu sammeln und da auch sozusagen die einzelnen Kanäle noch besser zusammenzufügen.

    00:07:26-6

  11. Petra Koch:

    Sie haben das gerade schon ganz kurz angesprochen, dass es da eine Plattform gibt, die eben diese ganzen Kanäle dann auch verknüpft. Ist das richtig?

    00:07:33-7

  12. Martin Barzauner:

    Technologie spielt ja in der Digitalisierung eine ganz, ganz wichtige Rolle. Es ist auch so zu verstehen, dass Technologie am Ende des Tages nicht garantiert, dass man da erfolgreich ist. Aber garantieren kann, dass man es nicht ist, wenn es nicht passt. Hier ist es auch notwendig schon substantielle Investitionen in strategische Technologieplattformen auch zu tätigen, weil das am Ende des Tages auch vom Stellenwert her, von der strategischen Bedeutung der Entscheidung her durchaus mit der Entscheidung für ein Warenwirtschaftssystem einhergeht und letztlich man ja auch die Bilanz nicht nur mit Excel erstellen würde.

    Also hier geht’s wirklich auch um eine ganz wichtige Basis, um ein Fundament für die Zukunft eines Unternehmens und klar ist es einfach entscheidend auch in der Verknüpfung zwischen Online- und Offline Kanälen, eine zentrale Plattform zu haben, die hier konsistente Informationen zur Verfügung stellt. Alle bestehenden Prozesse im Unternehmen sauber integriert und nach auch außen hin alle digitalen Touchpoints entsprechend unterstützt.

    00:08:40-7

  13. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Super. Sie hatten es jetzt gerade schon mit ein paar Beispielen gesagt zum Thema E-Commerce, Online Business im Handel und auch gesagt, dass es nicht so diese generelle Lösung gibt. Wenn man jetzt mal Handel und Versicherungen vergleicht. Wie würde Sie denn da sagen, ist dieser Ansatz für die Omnichannel Lösung unterschiedlich oder eben was sind gleiche Sachen, die man vielleicht bei beiden nutzen kann und wo unterscheidet sich das Ganze?

    00:09:03-3

  14. Martin Barzauner:

    Das ist natürlich, das sind 2 Extreme des Universums sage ich mal. Handel hat extrem viel gelernt, war sehr früh auch gezwungen. Ist ja kein Prozess, der ganz freiwillig passiert ist, durch Amazon und Co. hier auch Handlungen zu setzen und ist natürlich auch in der Frequenz, im Fokus des Kunden. Versicherungen sind ja vom Geschäftsmodell eher niederfrequent. Eine Versicherung schließ man ab, verstaut die Police irgendwo sicher in einem Ordner und braucht sie hoffentlich nie. Das ist ja eigentlich auch der Grundgedanke einer Versicherung.

    00:09:37-0

  15. Petra Koch:

    Ja.

    00:09:38-1

  16. Martin Barzauner:

    Und dadurch ist man mal auch wesentlich weniger im Fokus des Konsumenten, was aber nicht nur gut ist, in der digitalen Transformation, weil man dann einfach auch keinerlei Relevanz besitzt und hier gibt’s einfach schon einmal auf der strategischen Ebene glaube ich ganz unterschiedliche Zielsetzungen.

    Im Retail geht’s drum, konsistent auf allen Kanälen den Kunden zum Kauf zu animieren und auch kanalübergreifend den Kaufprozess zu unterstützen, der sehr häufig digital beginnt, aber vielleicht auch analog endet oder offline endet. Im Versicherungsumfeld ist es eher so, dass es ganz stark drum geht, schon auch den Versicherungs- also den Verkaufsprozess, den Onboarding Prozess zu digitalisieren, dass es hier im Geschäftsmodell auch Dritte, Vertriebspartner, Makler gibt, die man hier in diesem Prozess auch mit involvieren muss und dass es hier auch Angebote und Maßnahmen braucht, um auch letztlich die Frequenz zu erhöhen, weil, wenn ich alle halbe Jahr mal irgendwie einen Besucher auf der Website habe, dann erfahre ich auch relativ wenig über den und dann kann ich dem auch relativ wenig anbieten.

    Die Technologie, die man hierfür braucht, die ist durchaus gleich oder vergleichbar. Die Kanäle, die man verbindet, also, wenn man mal von Websites mobile, irgendwelchen Affiliates oder Makler, Touchpoints auf der anderen Seite spricht oder auch von internen Touchpoint wie den Servicecentern, wo Kunden einfach Unterstützung bekommen, wenn sie sie brauchen, die sind dann schon wieder sehr, sehr ähnlich und die Produkte und die Leistungen, um die es geht, die sind auch unterschiedlich, wobei da sind einfach die Prozesse industrieadäquat, von der Bedeutung her und von der Technologie her, die hier eingesetzt wird, nachdem wir uns mit beiden Branchen sehr, sehr intensiv beschäftigen, gibt’s will ich mal sagen überraschend große Überschneidungen auch, wenn man wahrscheinlich mit Vertretern der einzelnen Branchen spricht, dann können die da diese Überschneidungen nicht herstellen, weil alles anders ist gefühlt.

    Und man muss auch sagen, dass Versicherung in der Phase der Weiterentwicklung weit hinter Retail liegt und haben hier schon einige größere Schritte vorgenommen habe, da ist man noch weit nicht am Ende, aber Versicherung glaube ich heute erst beginnt die Verwerfungen zu erkennen, die da vor dieser Industrie liegen und die werden sehr, sehr groß sein.

    00:11:59-5

  17. Petra Koch:

    Ja. Genau. Das heißt dann kann da durchaus auch noch von den anderen Branchen vielleicht jetzt etwas mitnehmen und schon mal die Erfahrungen, die da gemacht wurden, dann auch berücksichtigen.

    00:12:08-0

  18. Martin Barzauner:

    Ich glaube, dass Versicherung von Retail und von Telko auch extrem viel lernen kann, weil das einfach Branchen sind, die sehr früh auch gezwungen waren hier stark auf Digitalisierung zu setzen.

    00:12:18-4

  19. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Wir haben das ja eben auch schon mal angesprochen, diese ganze Digitalisierung und das Omnichannel Einkaufserlebnis, das wird ja auch stark vom Fachbereich dann immer in den Unternehmen vorangetrieben, also sei es jetzt Marketing oder Vertrieb ist ja meistens dann der Fachbereich, der das am stärksten weiterentwickeln möchte und dann ist ja die Frage, was heißt denn dieser Wandel jetzt für die IT? Das heißt, wenn die IT jetzt damit konfrontiert ist so eine Omnichannel Lösung einzuführen, was sind dann so die typischen Herausforderungen?

    00:12:46-1

  20. Martin Barzauner:

    Ich glaube in dieser gesamten Geschichte auch der digitalen Transformationen über die letzten Jahre war es am Beginn sicherlich so, dass das gesamte Thema sehr stark aus Marketing und dann in weiterer Folge aus Vertrieb auch getrieben wurde. Dass die IT hier am Beginn vielleicht Zuschauer und dann zunehmend Teilnehmer war und dass es hier auch einen Übergang nun gibt, der dazu führt, dass halt die IT Organisation eines Unternehmens strategisch verantwortlich für diesen Unterbau, für diese Engine, die hier zu entstehen hat, ist.

    Dass hier wichtige Fragen wie Investitionssicherheit, Architektur, Time to Market im Grundsatz, also über Möglichkeit einfach eine ganz große Rolle spielen und wir sehen natürlich auch, dass die wirtschaftlichen Entscheidungen auch ganz stark durch den Fachbereich, durch das Business auch getrieben werden und am Ende des Tages glaube ich, ist es ganz wichtig, dass die IT hier auch ihre Rolle stärkt, indem die Gesamtverantwortung für IT-Architektur, für Lösungsstrategie, sehr stark von der IT unterstützt wird. Was natürlich erfordert, dass man weit über die fachlichen IT-Skills hier hinausgeht, sondern ganz tief auch in das Thema Business Geschäftsmodell auch mit einsteigt und das glaube ich, wird auch die Schlüsselrolle der IT in Zukunft sein, hier ganz massiv auch Enabler einerseits und Wächter, dass man gesamtheitlich die Ressourcen für eine nachhaltige Architektur und Lösung einsetzt, dass man hier diese Verantwortung auch ganz stark trägt.

    00:14:28-5

  21. Petra Koch:

    Ja. Da stimme ich Ihnen voll zu. Was sind denn jetzt, wenn man als CIO zum Beispiel oder als IT Führungskraft jetzt mit so einem Thema betraut ist, was sind architektonische Entscheidungsmöglichkeiten, die man treffen kann? Also es gibt ja immer wieder das Thema Single Plattform, was da im Raume steht. Was hat zum Beispiel Vor- und Nachteile oder was sind vielleicht auch Möglichkeiten, die man dann noch anbinden kann, also an so eine Single Plattform?

    00:14:52-4

  22. Martin Barzauner:

    Ich würde gerne den Begriff Single Plattform in Richtung Single Suite weiterentwickeln, weil ich nicht sehe, dass es eine technische Plattform gibt, in der das alles passiert. Das macht auch teilweise gar keinen Sinn, weil es da Themen gibt, die mit Commerce Prozessen zu tun haben, weil es Dinge gibt, die mit Big Data und 360 Grad Customer Inside zu tun haben und das sind durchaus Komponenten, die man auch wie soll ich sagen systemtechnisch aus gutem Grund separat halten sollte.

    In der Suite ist aber sichergestellt, dass diese einzelnen Bausteine zusammenpassen und dass der Kunde sich nicht laufend damit beschäftigen muss die irgendwie Übermaßenden sync zu halten, also ein gewisser Aufwand ist da immer notwendig, weil kein Hersteller schafft das alle immer nahtlos zu synchronisieren. Das ist leider eine Illusion, aber im Grunde gibt es hier 3 Bereiche, mit denen man spielen kann.

    Das eine ist irgendwie das Thema Single Suite versus Best of Breed, also man kann sich ja auch verschiedenste Komponenten zusammenstöpseln und hier eine Lösung bauen, die die besten Komponenten enthält, die man nach Analysten-Meinungen oder eigenen Geschmack am Markt halt gerade so findet.

    Das Zweite ist die Single Suite und der direkte Ansatz ist hier auch Dinge durchaus selbst zu bauen. Wir sehen bei diesen Best of Breed Ansatz, dass es hier zwar Vorteile gibt zum Zeitpunkt der Entscheidung, weil man hier einfach funktionale Vorteile hat, wenn man die Best of Breed Komponenten verwendet, weil ich da sozusagen aus jeder Disziplin immer den besten auswählen kann. Das hat aber auch schon initial durchaus Folgen für die Aufwände in der Verbindung all dieser Komponenten.

    Das hat noch dramatischere Folgen über die Zeit, also hier gibt’s zahlreiche Beispiele, wo irgendwie Experience Management und CRM und Commerce von ganz unterschiedlichen Herstellern verbunden wird und am Ende des Tages irgendwann einmal ein Großteil des zur Verfügung stehenden Budgets nur mehr ins am Leben erhalten dieser Lösung, die halt nicht so richtig zusammenpasst und schon gar nicht auf einem Zeitstrahl zusammenpasst, investiert werden muss, weil letztlich ja hier mehrere Hersteller dahinterstehen, die alle im selben Themenbereich an Lösungen basteln, die über die Zeit auch immer mehr Überschneidungen schaffen und das führt einfach zu vielen Problemen.

    Der Single Suite Ansatz hat den Vorteil, dass ich hier eine Lösung finde, die halt per se mal zusammenpasst und wo ich auch drauf vertrauen kann, dass ein Anbieter über die Zeit auch seine einzelnen Komponenten weiterentwickelt und in Verbindung hält. Hat aber den Nachteil natürlich, dass ich vom Risiko her mich halt für einen Anbieter entscheide und dem halt bis zu einem gewissen Grad ausgeliefert bin. Das ist auch ein Thema.

    Der dritte Ansatz, das ist halt eine Frage, wie viel eigene Kompetenz man hat, wobei ab einer gewissen Größenordnung das in Wirklichkeit keine Option sein kann hier selber substantielle Teile zu einer Lösung aufzubauen, weil sie halt nur für einen selbst, also für dieses Unternehmen existiert und sämtliche Wartungsaufwendungen, Pflegeaufwände auch nur von einem einzelnen Unternehmen getragen werden und hier macht es einfach aus unserer Sicht viel mehr Sinn auf Standardsoftware zu setzen, aber in der Option, die man am Markt auch sieht, ist es trotzdem.

    00:18:21-5

  23. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Okay. Was sind denn so klassische Komponenten, die man da dann einbringen muss? Sie haben es eben schon mal angesprochen mit CRM, Experience Management. Gibt’s da noch weitere Punkte, die da entsprechend in so einem Suite Ansatz oder eben, wenn man jetzt Best of Breed Ansatz wählen würde, die man sich dann für so eine Omni-Kanal-Lösung zusammensuchen würde?

    00:18:39-5

  24. Martin Barzauner:

    Die typischen Bausteine, die man hier findet, das ist natürlich einmal das Thema Commerce Plattform oder Omnichannel-, Commerce-Plattform, also Produkte, Geschäftsmodell abbilden, diese ganzen transaktionalen Komponenten. Eine Komponente ist auch das Thema Experience Management. Da gibt’s dedizierte Plattformen, da gibt es auch welche, die mit Commerce stark verbunden sind, was viele Vorteile auch bringt.

    Zweites Thema ist so das Thema Customer Inside und 360 Grad Kundenprofil und Predictive Analytics Recommendation. Alles, was da sozusagen oben draufkommt. Ein weiter Block wäre dann das Thema operationales CRM. CRM ist ein Begriff, der immer zur Vorsicht mahnt, weil es sich jeder unter CRM irgendwie etwas anderes vorstellt.

    00:19:28-7

  25. Petra Koch:

    Ja. (lacht) Das stimmt.

    00:19:30-2

  26. Martin Barzauner:

    (lacht) Wenn ich hier operationales CRM anspreche, dann meine ich damit einfach CRM für Sales und Service und im Retail Kontext gibt es eigentlich Salesfore Automation, also Außendienst mit Umsatzielen und sowas nicht. Hier geht’s ganz stark um Service also irgendwie Complaints Management und ja Leute, die halt anrufen an der Hotline und Hilfe brauchen oder über das Web Hilfe erfragen, das ist auch eine Komponente.

    00:19:57-1

  27. Petra Koch:

    Ja. Wahrscheinlich auch Self-Services sind damit angeschlossen oder? Wenn man jetzt selber als Kunde agiert?

    00:20:02-1

  28. Martin Barzauner:

    Das wird dann da integriert. Also, wenn man sich beispielsweise einen Garantiefall vorstellt, der auch über das Webportal initiiert werden kann, dann wird dort üblicherweise in dieser operationalen CRM Komponente so ein Reparaturfall auch generiert und dann läuft dann durch einen Reparaturprozess, der halt von so einem operationalen CRM unterstützt wird, durch.

    00:20:24-1

  29. Petra Koch:

    Eben hatten Sie ja als eine Komponente auch Predictive Analytics genannt. Welche Rolle spielt denn die Analyse und die Auswertung von Daten bei dem gesamten Thema? Wir haben das ganz eingangs ja schon mal besprochen, da hatten Sie ja auch das Beispiel Facebook und Twitter genannt. Also bei Facebook ja speziell, wenn ich so und so viele Likes mache, da weiß ich schon relativ viel über meine Kunden. Wie ist da so Ihre Einschätzung bei dem Thema Analytics und Predictive Analytics?

    00:20:47-4

  30. Martin Barzauner:

    Im Grundsatz glaube ich ist das die wichtigste Zutat für die Zukunft eines Unternehmens, weil, wenn man im digitalen Kanal seine Kunden nicht kennt und auch nicht darauf entsprechend reagieren kann, dann wird man es einfach ganz, ganz schwer haben, weil am Ende des Tages nur das eigene Angebot oder das Produkt überzeugen kann. Was im Handel beispielsweise schwierig ist, weil es sich größtenteils ja um Produkte handelt, wenn man mal von Eigenmarken absieht, die auch andere Anbieter zur Verfügung haben.

    00:21:19-7

  31. Petra Koch:

    Ja.

    00:21:20-1

  32. Martin Barzauner:

    Und hier muss ich einfach den Kunden besser kennen und ihn richtigere Vorschläge machen können, ihn besser abholen und wenn man das, das kann man letztendlich nur realisieren, indem man möglichst viel über seine Kunden weiß und insofern ist das einfach eine Schlüsselzutat.

    00:21:37-3

  33. Petra Koch:

    Super. Wenn ich jetzt als IT Führungskraft damit beauftragt bin diese IT-Architekturen einzuführen oder auszuwählen, was sind da die klassischen Herausforderungen, die Ihnen begegnen oder jetzt vor allen Dingen auch, wenn Sie Lösungen implementieren, was sind so die klassischen Herausforderungen und wie begegnet man diesen Herausforderungen typischerweise?

    00:21:57-6

  34. Martin Barzauner:

    Ich glaube eine Grundanforderung, um sich dem Thema zu nähern, ist, dass man eine Vorstellung davon hat, wo das Unternehmen auch hin will, weil sehr oft erkennen wir, dass das halt getrieben ist von, wir müssen da irgendwie was tun und dieses wir müssen etwas tun, führt auch dazu, dass eigentlich die strategischen Ressourcen gar nicht zur Verfügung stehen, die man braucht, um das Thema nachhaltig zu lösen und wenn diese Ressourcen nicht zur Verfügung stehen, dann ist auch die Architektur sehr, sehr eingeschränkt, weil einfach die Mittel vielleicht gar nicht da sind, um das Richtige zu tun. Also das wäre mal eine Grundanforderung hier auch einmal vorab von der Unternehmensführung her Klarheit zu haben, was denn die Zielrichtung letztlich sein soll.

    00:22:42-3

  35. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Also erstmal eine Strategie zu haben und auch zu entwickeln, wo ich denn mit dem Thema hinmöchte?

    00:22:47-8

  36. Martin Barzauner:

    Strategie muss es vielleicht gar nicht sein. Die Richtung genügt schon und das Commitment ist auch ganz wichtig, weil Strategie, wir leben in einer agilen Welt und eine Strategie zu haben, die alles beinhaltet, würde ja erfordern, dass ich ohne Iterationen durchkomme und das sehen wir am Markt so nicht.

    In dieses Lernen zu kommen ist ganz, ganz wichtig und wenn man da in so eine Architektur geht, dann glaube ich, ist es entscheidend hier eine Plattformfestlegung zu treffen, wo man sozusagen sich festlegt mit welcher Engine, auf welcher Basis man hier dann die Zukunft auch umsetzen möchte und dann glaube ich macht es Sinn, das Ganze in überschaubaren Schritten, also da gibt es ja so diesen Ansatz mit dem MVP, Minimum Viable Product, in kleinen Schritten auch umzusetzen und hier auch zu lernen, weil die Organisation letztlich ja auch darauf angewiesen ist zu lernen Feedbacks aus diesen neuen Möglichkeiten zu bekommen und hier dann auch wieder den nächsten Schritt richtig zu planen.

    00:23:51-9

  37. Petra Koch:

    Ja.

    00:23:52-6

  38. Martin Barzauner:

    Dieser Big Bang Ansatz, der führt hier nicht mehr zum Erfolg wie es in der Vergangenheit war.

    00:23:58-1

  39. Petra Koch:

    Ja. Genau. Da steigen auch schon viele IT Organisationen jetzt in Richtung agiler Vorgehensweise um, dass sie erkannt haben, dass man Projekte nicht mehr unbedingt im Wasserfallmodus durchführen sollte.

    00:24:09-6

  40. Martin Barzauner:

    Absolut.

    00:24:10-3

  41. Petra Koch:

    Gut. Sie sagen jetzt Minimal Viable Product. Was wäre denn so das klassische erste Minimal Viable Product, was man einführen könnte? Wo man sagen kann, da kann ich lernen, da kann ich auch relativ schnell Ergebnisse sehen?

    00:24:22-4

  42. Martin Barzauner:

    Müssen wir uns auf eine Industrie einigen, aber, wenn man jetzt beispielsweise Retail herauspickt, dann habe ich ja im Szenario vielleicht einen Filialisten, dass ich die Kernprozesse, damit ich Produktdaten aufbereiten kann, damit ich die sichtbar machen kann oder verkaufen kann und ein paar Grundintegrationen mit der Filiale schaffe, weil diese Filialstruktur würde ja dann in jedem Fall existieren. Dass man das mit dabeihat und unter Umständen auch noch beginnt Daten über den Kunden zu sammeln, weil alles, was ich sammel, habe ich und wenn ich später zu sammeln beginne, dann habe ich die Daten, die ich zwischenzeitlich hätte sammeln können, verloren. Die sind einfach unwiederbringlich weg.

    00:25:06-3

  43. Petra Koch:

    Ja. Die wichtige Zutat sozusagen direkt mit einbinden.

    00:25:10-2

  44. Martin Barzauner:

    Das würde aus meiner Sicht schon Sinn machen und hier dafür lieber auf Schnörkel und Sonderfunktionen auch ein Stück weit zu verzichten. Die kann man dann später immer noch ergänzen.

    00:25:19-7

  45. Petra Koch:

    Ja. Super. Wenn Sie einem CIO einen einzigen Tipp geben könnten, welcher wäre das?

    00:25:25-3

  46. Martin Barzauner:

    Machen Sie es nicht zu kompliziert, weil am Ende des Tages, es gibt da in der Infrastruktur ganz viele unterschiedliche Systeme. Das ist alles schon sehr komplex und hier dann noch Lösungen zu finden, die aus ganz vielen eigentlich nicht zusammenpassenden Bausteinen bestehen, führt letztlich dazu, dass man das Business enttäuschen, weil einfach vieles gar nicht mehr möglich ist und geht und das ist am Ende des Tages braucht hier einfach so irgendwie gesunden Hausverstand und Pragmatismus und trotzdem eine Festlegung, die halt auch in 3 Jahren noch ein überschaubar komplexes Systembild ermöglicht.

    00:26:03-9

  47. Petra Koch:

    Super. Ja herzlichen Dank. Ich glaube das ist ein super Schlusswort. Gerade die Komplexität ist ja auch bei vielen ITs und IT-Architekturen so schon extrem hoch, da muss man es ja nicht noch komplizierter machen. Vielen, vielen Dank fürs Interview. Hat mich gefreut, hat sehr viel Spaß gemacht.

    00:26:19-0

  48. Martin Barzauner:

    Gerne.

    00:26:19-5

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