CIO 039 – Auftritt und die richtige Wirkung des CIOs und IT-Managers – Interview mit Dr. Werner Dieball

Dr. Werner Dieball
Dr. Werner Dieball

In der heutigen Folge 39 geht es um den Auftritt und die richtige Wirkung des CIOs und IT-Managers. Es geht um Ihre Körpersprache, Rhetorik und Schlagfertigkeit. Dazu spreche ich mit Dr. Werner Dieball.



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Folgende Aspekte werden in der Podcast-Folge besprochen:

  • Tipps für den besseren Auftritt [00:01:00]
  • Rhetorik die Wirkung entfaltet [00:07:00]
  • Wirkung in persönlichen Gesprächen oder Telefonaten [00:11:50]
  • Tipps für die Konversation und den Umgang mit Meinungsverschiedenheiten [00:14:00]
  • Schlagfertigkeit – Do’s und Don’ts [00:17:20]
  • Trainingsübungen für Körpersprache, Stimme und Schlagfertigkeit [00:20:25]
  • Was heißt es für Sie authentisch und präsent zu sein? [00:25:10]
  • Einen Tipp an CIOs bzw. einem IT-Manager [00:30:10]

Dr. Werner Dieball ist seit über 15 Jahren als Redner und Trainer in den Bereichen Rhetorik, Schlagfertigkeit, Körpersprache und Auftrittswirkung tätig. Dabei begleitet er sowohl Führungskräfte und Manager aus der Wirtschaft, aber auch Persönlichkeiten aus Politik und Medien auf dem Gebiet der öffentlichen Wirkung. Er bringt Ihnen dazu Techniken bei, wie sie Ihre Worte, Stimme und Körpersprache bewusster einsetzen, damit hilft er Ihnen Ihre Botschaften überzeugend und klar zu platzieren.

Seine Arbeit umfasst auch das Halten von inspirierenden Vorträgen und die Durchführung von Trainings. Auch für verschiedene Medien wie Radio und Fernsehen und Printmedien analysiert Dr. Werner Dieball als Experte die Auftrittswirkung von Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft.

Herr Dr. Dieball hat an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zum Thema „Die Bedeutung der Körpersprache im Bundestagswahlkampf 2002“ promoviert. Bereits während seines Studiums befasste sich Dr. Werner Dieball intensiv mit Aspekten rund um das Thema Kommunikation und Wirkung bei öffentlichen Auftritten. Im Fokus steht hierbei die Analyse des nonverbalen Managements, konkret, das Zusammenspiel von Worten, Mimik, Gestik und Stimme.

Freuen Sie sich mit mir auf ein spannendes Interview, viel Spaß. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare zum Interview, diskutieren Sie mit.

Weiterführende Links

Transkript des Interviews zum Nachlesen

  1. Petra Koch:

    Was gilt es zu beachten für den besseren Auftritt, damit das Gesagte auch die gewünschte Wirkung entfaltet und man den Zuhörer mitnimmt und auch für seine Themen begeistern kann?

    00:02:14-8

  2. Dr. Werner Dieball:

    Was jetzt viele überraschen wird, es darf auch Inhalt sein. Es kommt in erster Linie auf den Inhalt an und nicht auf die Verpackung.

    Es sind 3 Dinge, die wichtig sind für Inhalt: Zahlen, Daten, Fakten. Ich gehe davon aus, dass Manager, Führungskräfte die parat haben. Wenn das so ist, dann kommt es selbstverständlich auf unser Thema an, auf die Form und die Form setzt sich zusammen auch wiederum aus 3 Komponenten, um die es geht.

    Es geht um das Zusammenspiel von Worten, von Körpersprache und von der Stimme. Wenn das harmoniert, dann sprechen wir von einem überzeugenden, glaubhaften, guten Eindruck.

    Also hier der 1. Punkt, was mache ich meinen Worten? Dahinter verbirgt sich ja die Rhetorik. Rhetorik bedeutet die Kunst zu sprechen. Allerdings jetzt geht es nicht nur in erster Linie darum einen tollen Vortrag zu halten. Das ist sicherlich erlernbar, das kann jeder trainieren im Coaching, im Training, wie bereite ich das vor? Welche Techniken nutze ich für eine überzeugende Präsentation? Wie ist der rote Faden? Welche Techniken der Stimulanz bieten sich an und welche Bilder kreiere ich? All das ist wichtig für einen guten Vortrag, eine Präsentation, eine Rede. Allerdings ist es ja noch mehr.

    Viele kennen das aus Meetings, Besprechungen, Verhandlungssituationen. Auch da arbeiten wir mit unserer Rhetorik, mit unseren Worten. Das heißt auch hier das Thema: Was ist, wenn Einwände auf mich zukommen? Die sogenannten Ja, Abers. Manche fragen: Oh Gott, was mache ich denn, wenn einer unfair wird? Wie gehe ich um mit Verbalattacken? Und auch hier gibt es ja ein großes Portfolio an Techniken, an Repertoire, wie kann ich auch in schwierigen Situationen mit meinen Worten souveräner rüberkommen. Das ist schon mal ein großes Thema für einen überzeugenden Auftritt.

    Das Zweite. Ich sage, das ganze Repertoire an Techniken der Rhetorik funktioniert nur, wenn es harmoniert, kongruent ist mit der Körpersprache. Ich habe lange Zeit mich mit Körpersprache von zwei Herren beschäftigt, das waren Edmund Stoiber und Gerhard Schröder. Ich habe mehr als 100 Stunden Videomaterial von den beiden analysiert. Dass das Folgeschäden hinterlässt ist klar.

    Das heißt, ich habe immer wieder mir die beiden angeschaut und geguckt, wer tritt überzeugender, souveräner auf im Bundestagswahlkampf. Wer war es? Na ja, für die meisten war es Gerhard Schröder, es hat sich dann auch bestätigt. Aber das soll ja nicht das Thema sein.

    Bei Edmund Stoiber war auffällig, dass er beispielsweise seine Körpersprache verändert hat, im Wahlkampf speziell. Die Coaches haben gesagt: „Sie sollten mehr lächeln“. Die Folge war, dieser Tipp LMAA, lächle mehr als andere, wurde von ihnen umgesetzt in Perfektion. Das Hauptproblem allerdings dann der Inhalt. Ich habe eben gesagt, es kommt auch in erster Linie auf den Inhalt an.

    Wir hatten damals mehr als 5 Millionen arbeitslose Menschen. Nur, wenn ich jetzt an diesen Stellen lächle und es passt nicht, das ist inkongruent über Arbeitslosigkeit zu sprechen und parallel zu lächeln, nur weil die Regel besagt, lächle mehr als andere, dann ist es klar für jeden von außen, das sieht komisch aus und das klingt auch komisch. Das war jetzt mal ein Beispiel für einen weniger harmonischen Auftritt.

    Also das Ziel und deshalb auch im Training, im Coaching, immer wieder die Sensibilisierung für das Zusammenspiel aus, was mache ich mit meiner Mimik, was mache ich mit meiner Gestik und wie verknüpfe ich das sinnvoll mit meiner Rhetorik und mit meinen Inhalten. Wenn dann noch mit der Stimme gearbeitet wird parallel, das heißt ich erzeuge tatsächlich Stimmung und beachte die Regeln auch, dass Sprechen tönendes Ausatmen ist, dann bin ich nochmal eine Spur weiter für einen sehr überzeugenden Auftritt.

    Nur wir wissen auch und da kommt ja wieder das Thema auch Präsentation oder Vortrage, wie motiviere ich meine Mitarbeiter, wie gewinne ich sie für meine Ziele oder auch Kunden, wie gewinne ich die, oft wird sehr monoton gesprochen, in einer Tonlage, sehr ernst, sehr sachlich, ohne jegliche Schwankung. Das führt dann sehr schnell in den geistigen Garten und das kann nicht das Ziel sein. Das heißt jetzt auch nicht, dass jemand auf der Bühne ausflippt oder vor seinen Leuten, sondern dass er hingeht und sagt, auf der Klaviatur der Stimme, er moduliert, er spricht laut, leise, schnell, langsam, hoch, tief. Nur nicht vom Klangteppich her in einer Tonlage, das ist das Ziel.

    00:06:56-4

  3. Petra Koch:

    Wenn der CIO jetzt zum Beispiel eine neue Strategie entwickelt hat mit seinen Kollegen und den IT-Managern und diese dann den Mitarbeitern vorstellen möchte, wie wichtig ist da die Rhetorik? Also Sie haben das ja gerade schon angesprochen, das Zusammenspiel Körpersprache, Rhetorik. Was gibt es da zu beachten?

    00:07:14-2

  4. Dr. Werner Dieball:

    Da ist die Rhetorik die Eintrittskarte. Wir gehen wieder davon aus, der Inhalt ist da, perfekt einstudiert, allerdings jetzt ist das Wichtigste der Anfang. Wir kennen die Regel, der erste Eindruck zählt und der letzte bleibt. Wenn er da die 5-A-Punkt Regel beachtet, die 5-A-Punkt Regel besagt, anders als alle anderen anfangen und anders als alle anderen aufhören. Das ist DIE Regel. Es gibt mehr als ein Dutzend Techniken für den Einstieg und den Ausstieg in einem Vortrag, in einer Rede, um die Leute gerade abzuholen von der ersten Nanosekunde an.

    00:07:52-5

  5. Petra Koch:

    Können Sie da ein paar Beispiele sagen?

    00:07:54-4

  6. Dr. Werner Dieball:

    Sicherlich, also die Negativbeispiele kennen wir alle. Ja, ähm hallo, gut, so, okay, heute geht’s jetzt los und ja ich bin Werner Dieball und rede heute über da Thema Rhetorik und Körpersprache. Das ist der Klassiker. Das sind die Klassiker-Einstiege mit ja, so, ähm.

    Das schieben wir mal alles beiseite und wir sagen, wir fangen beispielsweise direkt ganz ernst und sachlich an und dann entscheide ich mich für die Technik „ernst“. Ernst: Zahlen, Daten, Fakten. Ich stelle mich beispielsweise vor meine Kunden oder Teilnehmer oder Mitarbeiter und sage: Heute geht es um das Thema Gelotologie. Gelotologen beschäftigen sich mit der Lachforschung. Die haben mal gefragt, wie oft ein kleines Kind lacht an einem Tag. Ein Kind lacht 400 Mal in Deutschland. Erwachsene nur noch 15 Mal. Ein Muffel lacht nie. Die Frage, zu welcher Spezies wir gehören, wer entscheidet das? Immer wir selber, denn es hat mit unserer Einstellung zu tun. Das ist schon mal eine Kombination aus Ernst, Statistik, Fremdwort.

    Also ich kann die Leute durchaus auch mit meinem Know-how abholen. Das will ich damit zum Ausdruck bringen. Weil viele denken: Ja, jetzt muss ich unbedingt eine Geschichte erzählen. Ich bin aber kein Geschichtenerzähler. Ich bin in der IT-Branche. In der IT-Branche Geschichten erzählen, oh Gott oh Gott.

    Ich sage auch hier, ja klar ist Storytelling, persönliches Erlebnis, Anekdoten, eine wunderbare Methode, um die Leute abzuholen. Gerne geht’s dann los mit: Stellen Sie sich vor, ich erinnere mich noch gut daran, mein erstes Telefonat im Vertrieb. Ich habe angerufen damals und wieder aufgelegt und jetzt geht die Geschichte weiter, bis hin dann zum Erfolg. Also klar, hole ich mit Geschichten die Leute ab, aber es gibt noch weitaus mehr. Ob ich das jetzt ernst machen, ob ich jetzt den Opening Joke nehme, der Icebreaker, ob ich jetzt eine Demonstration nehme, also ich spreche Auge und Ohr an mit einem Gegenstand, also ich visualisiere etwas. Das kann ich tun.

    Ich kann Fragen stellen, ich kann ein Informationsdefizit aufbauen: Heute werden Sie erfahren, wie sie in sämtlichen Situationen schlagfertiger werden, später. Lassen Sie uns zunächst mal gucken auf … Also auch ein Beispiel für Neugierde, Interesse wecken, das Info-Defizit. Funktioniert bei jeder Serie, in jedem Buch, also funktioniert es auch sehr gut in der Rhetorik. Und genauso ist es auch beim Ausstieg. Auch gelten diese ganzen Beispiele. Das nennen wir in der Rhetorik Kreisschluss. Also ich beziehe mich am Ende meines Vortrags, meiner Rede, nochmal auf den Anfang. Und deshalb sage ich, anders alle anderen aufhören, also nicht die Klassiker, ja das war’s.

    Oder ich hatte neulich jemanden in der Präsentation, hat sehr gut geredet, und sagte dann zum Abschluss, ich bin jetzt langsam am Ende. Da denkt jeder, ich bin auch schon am Ende, aber wieso sagst du es? Also das ist nicht besonders originell. Also originell heißt für mich, dass ich tatsächlich bewusst mir den Anfang und Ende vorbereite, dass ich mir das einpräge, dass ich mir tatsächlich sehr akribisch überlege, wie sieht die erste Minute, die ersten zwei, drei Minuten, wie sieht das aus?

    Und auch am Ende, ich fasse nochmal das Ganze zusammen. Ich appelliere an die Leute und gebe einen, wenn möglich, positiven Ausblick. Und da bieten sich dann auch wieder Techniken an wie Ernst, Geschichte, Humor, die sich auf den Anfang beziehen oder wieso nicht das gute alte Zitat. Auch hier kann ich schauen im Internet zitate.de, wikiquote.de, welche Möglichkeiten bieten sich für meinen Abschluss. Und damit schließt sich dann der Kreis vom Anfang zum Ende.

    00:11:50-3

  7. Petra Koch:

    Ja wunderbar. Klasse. Jetzt haben wir viel drüber gesprochen, wie das beim persönlichen Auftritt ist. Gibt es denn Unterschiede in Bezug auf die Wirkung, ob man jetzt ein persönliches Gespräch hat oder zum Beispiel in der heutigen Welt gibt’s ja auch viele Webkonferenzen, Telefongespräche und so weiter. Wie sieht es da aus mit der Wirkung?

    00:12:09-2

  8. Dr. Werner Dieball:

    Na ja, wir wirken immer und überall, also auch am Telefon. Viele denken, na ja am Telefon, da muss ich mir ja nicht so Gedanken machen über meine Körpersprache. Aber auch das ist mitnichten so, auch hier ist es wichtig geschäftsmäßig zu bleiben. Also es ist ein Unterschied, ob ich jetzt ein Geschäftstelefonat führe oder ein privates, wo ich dann ja auch gerne mal meine Wohlfühlklamotten anziehe oder mich auf die Couch legen kann.

    Aber in der Geschäftswelt ist es schon gut bei schwierigen Telefonaten sich hinzustellen, klar, da gilt die Regel bei schwierigen Gesprächen, wir haben früher im Vertrieb mit Spiegeln telefoniert, damit wir uns parallel beobachten, auch in der Gesichtsmimik, gerade bei der Akquise war das wichtig. Also da ist es schon gut auch mal zu lächeln in den Spiegel rein, einen festen Standpunkt tatsächlich zu vertreten, also im Stehen zu telefonieren, auch ruhige Bewegungen zu machen. Das transferiert sich ja alles auf die Stimme und die Stimme ist am Telefon die Visitenkarte und deshalb bei den ganzen Telkos, die ist nun mal ja auch gibt, ist das schon von Bedeutung, wie ist das Zusammenspiel von Motorik, Mimik, Gestik und Atmung und Stimme vor allem, deshalb schon wichtig. Ja.

    00:13:22-0

  9. Petra Koch:

    Okay super. Gibt’s da ein paar Tipps und Tricks, die man beachten sollte? Also Sie haben gerade schon gesagt, im Stehen sprechen.

    00:13:28-5

  10. Dr. Werner Dieball:

    Im Stehen telefonieren, es kommt jetzt drauf an, will ich jetzt hier ein schwieriges Gespräch führen, weiß ich, oh ich bekomme auch viel Widerspruch, kann es tatsächlich sinnvoll sein mal sich vor dem Spiegel zu positionieren und parallel zu beobachten, bewusst vorher da reingrinsen. Das kann schon gut sein, das schüttet ja auch wieder Endorphine aus, Dopamin, dass ich das positiv ins Gespräch gehe.

    Und das ist ein Unterschied, wenn ich jetzt vor der Gruppe stehe und ich grinse die die ganze Zeit an, weil ich ja denke, super Tipp. Dann denken die, komischer Typ, wieso grinst der, der hat doch noch gar nichts gesagt. Also sollten wir da schon immer differenzieren.

    00:14:08-6

  11. Petra Koch:

    Ja. Super. Sie haben das eben auch schon mal angesprochen, schwierige Gespräche oder eingangs zum Beispiel mit der Präsentation, da kann ja Widerspruch kommen, da kann ja irgendwie jemand sagen, ja aber so und so sehe ich das anders.

    Wie sollten CIOs und IT-Manager, die ja täglich in sehr vielen Gesprächen und Meetings unterwegs sind, darauf eingehen? Also es gibt immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten, wie kann man da am besten drauf eingehen, wie kann man diese Argumente dann auch gut entkräften? Zum einen natürlich wahrscheinlich wieder mit Inhalt, aber es gibt ja da auch Techniken?

    00:14:41-0

  12. Dr. Werner Dieball:

    Mit Inhalt wäre gut, ja. Es gibt ein breites Repertoire an Techniken der sozialverträglichen Kommunikation, aber auch der Schlagfertigkeit. Oft werde ich gefragt: Ja, ich möchte gerne schlagfertiger werden. Ich warne auch davor, wenn ich das nur anstrebe schlagfertiger zu werden, dann ist immer die Frage: Ist das überhaupt entwickelbar, trainierbar?

    Denn Mark Twain hat ja schon gesagt: „Schlagfertigkeit ist das, was dir 24 Stunden später einfällt“. Also ist das ja schon mal ein K.O. Na ja, und meistens dauert das nicht 24 Stunden bei uns, bei vielen dauert es 1 Stunde, 10 Minuten, aber ist alles zu spät. Also ich kann trainieren selbstverständlich die Leute mitzunehmen. Mein Plädoyer für sozialverträgliche Kommunikation, das heißt, klar, auch hier beachte ich die Gesetze der Körpersprache mit Blickkontakt, mit keinen Killergesten, keine Drohgesten, also mit Zeigefinger, sondern offene Gesten. Jetzt sprachlich, dass ich die beiden Worte „ja aber“ streiche aus meinem Repertoire und mehr ins Aufnehmen, Umleiten beispielsweise gehe.

    Also der Klassiker ist, Sie stellen ein neues IT-Konzept vor und dann sagt derjenige, der Killerphrasen abfeuert, ja aber das haben wir doch noch nie so gemacht. Authentisches ja doch, wir müssen das aber jetzt machen und wir regen uns auf und echauffieren uns und reden uns in Rage, ganz authentisch.

    Besser wahrscheinlich, durchatmen, Blickkontakt halten, es aufnehmen, umleiten, beispielsweise mit der Technik „gerade, weil“. Also hier kann ich sagen, gerade weil wir es noch nie so gemacht haben, Herr Dieball, sollten wir mal schauen, dass wir neue Wege gehen oder neue Denkpfade einschlagen, ein Beispiel hierfür, dann kann derjenige in seine Argumentationslinie wieder gehen. Also wenn er die Ruhe bewahrt, die Contenance, er hört auch aktiv zu, er hört nicht sogar aktiv nur zu, er hört auch wirklich hin, und er nimmt das wortwörtlich auf, was das Gegenüber sagt, dann ist es der Beginn der sozialverträglichen Kommunikation. Vorteil, kommt auch bei narzisstisch geprägten Menschen gut an. Denn die hören ja am liebsten sich selbst.

    00:16:56-9

  13. Petra Koch:

    Ja stimmt.

    00:16:57-1

  14. Dr. Werner Dieball:

    Und wenn ich die Worte des Gegenübers aufnehme, umleite, dann bin ich auch dabei respektvoll das Ganze zu lösen. Das ist der Ansatz, den ich vermittle, eine respektvolle, wertschätzende Kommunikation und eben nicht eine rein schlagfertige Kommunikation.

    00:17:14-9

  15. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Okay. Das heißt, Sie differenzieren da und sagen, Schlagfertigkeit allein hilft auch nicht weiter, man muss das eben in den Kontext bringen, manche würde das vielleicht gesichtswahrend nennen.

    00:17:26-2

  16. Dr. Werner Dieball:

    Ja genau. Denn das Problem bei Schlagfertigkeit ist ja, dass die Beziehung zwischen uns möglicherweise tot ist. Denn wenn ich ganz authentisch rede, also so wie ich gerade, mir der Schnabel gewachsen ist sagen wir, und Sie greifen mich an. Oder ich werde im Meeting angegriffen oder in der Verhandlung ich kontere jetzt sehr frech prompt, bin ich kurzfristig verbal der Sieger, aber mittel- bis langfristig habe ich möglicherweise einen Menschen verloren. Und das kann ja nicht das Ziel sein.

    Und es gibt nochmal diese 3 typischen Verhaltensmuster, die in der Kommunikation da sind, dass wir uns rechtfertigen, dass wir arrogant werden oder auch wirken und dass wir emotional werden und wir wissen auch, sobald wir emotional werden, haben wir all das, was wir im Training, Coaching besprechen, diese ganzen schönen Techniken, die es nun mal gibt, ach ja besinnen Sie sich doch, schnaufen Sie durch, atmen Sie, sobald jemand emotional wird, ist das alles nicht mehr da.

    00:18:27-6

  17. Petra Koch:

    Gibt es denn bei dem Thema Dos and Don’ts, also Sachen, die man gut machen kann, Sachen, die man auf jeden Fall bleiben lassen sollte? Sie haben jetzt gerade schon gesagt, also emotional werden sollte man nicht.

    00:18:36-2

  18. Dr. Werner Dieball:

    Genau. Also gut ist es dann in der zwischenmenschlichen Kommunikation möglichst wertfrei zu formulieren. In der gewaltfreien Kommunikation sprechen wir vom Beobachten, das heißt wir sprechen so neutral wie möglich die Dinge an und aus. Wir versuchen mehr in Ich-Botschaften zu sprechen als in Du- und Sie-Botschaften.

    Das heißt, wenn ich jetzt sage, na ja Sie haben mir die Unterlagen, die PowerPoint Folien, immer noch nicht geschickt oder ich sage, ich habe sie noch nicht erhalten oder ich habe sie bisher nicht erhalten, ist das ja ein kleiner Unterschied in der Kommunikation. Also es gibt Du-Botschaften, Ich-Botschaften, es gibt sehr viel Wertung, nie hören Sie zu, ständig unterbrechen Sie mich im Meeting, andauernd reden Sie dazwischen. Das sind ja alles Wertungen und die führen in der Regel zu Aggressivität und Aggression und weiteren Emotionen.

    Und wem es da gelingt, wertfreier, neutraler zu sprechen, durch eine Beobachtung, der ist auch durch nichts zu widerlegen, denn wenn einer eine reine Beobachtung formuliert, beispielsweise ich sage „ich habe gerade hier die Ausführung vorgestellt, ich bin noch nicht fertig“, da haben Sie gesagt „das ist Unsinn“, dann ist das eine Beobachtung, die erstmal so steht und das ist keine Bewertung. Ja, also das ist mal ein Beispiel dafür, auch das ist die hohe Kunst der Kommunikation, dass wir tatsächlich wertfrei sprechen durch Beobachtung. Klar, der Rest, dass wir einander zuhören, dass wir einander ausreden lassen, all das sind ja Basics, das wissen wir auch. Allerdings wissen wir auch, dass das häufig leider nicht geschieht.

    00:20:25-7

  19. Petra Koch:

    Sie haben das eben schon mal angedeutet. Kann jeder Körpersprache, Rhetorik, Schlagfertigkeit verbessern und trainieren?

    00:20:34-5

  20. Dr. Werner Dieball:

    Also entwickeln. Die Körpersprache ist ja schon da (Petra Koch: Genau) und die Stimme ist auch da und jeder, der beispielsweise in ein Seminar geht, der sieht sich ja auch, wenn er Video-Feedback erhält, er hört sich ja, und sieht, ist ja alles da. Und wer das Video-Feedback aufnimmt und wirklich bereit ist von der Einstellung an sich zu arbeiten, der kann nachjustieren. Und meine Erfahrung, es ist ja meistens gar nicht viel. Das sind so Kleinigkeiten.

    Dann wissen Leute oft nicht im Vortrag wohin mit den Händen. Die am häufigsten gestellte Frage, auch von gestandenen Managern ITlern: Herr Dieball, wohin mit den Händen? Ich sage dann gerne, lasst sie an den Armen, ansonsten wird es schmerzhaft (lachen).

    Und dann kennt man ja so Sachen wie die typische Haltung, die Hand gleitet in die Hosentasche oder hinten ans Gesäß, an den Auspuff oder die Freistoßhaltung. Das ist ja dann ein Leichtes für denjenigen, der das sieht und sagt, das ist jetzt aber nicht so optimal für meine Wirkung, das sehe ich, das verstehe ich, der kann ja sehr schnell seine Gestik in unterschiedlichen Ausdrucksübungen entwickeln.

    Da gibt’s ja schon verschiedene Möglichkeiten und dann am Ende auch wieder gepaart mit seinen Inhalten. Wieso nicht mit Zusammenspiel mit seinem Presenter, mit seinen PowerPoint-Folien, mit dem Flipchart? Also da hat er schon Möglichkeiten mit der Körpersprache zu arbeiten und die dann weiterzuentwickeln.

    Genauso Blickkontakt, viele gucken in eine Richtung, viele sind auch unsicher, was Blickkontakt anbelangt. Dabei heißt es ja nicht umsonst, die Augen sind das Fenster zur Seele. Das heißt, auch hier, wenn jemand dann tatsächlich auch merkt, oh, mein Blickkontakt, der geht tatsächlich immer nur in eine Richtung, dann ist es ja besser, wenn die Person es selber für sich erkennt durch das Video-Feedback, als wenn ich ihm sage, ja hier, Sie gucken nicht.

    Die Selbsterkenntnis ist immer die beste Erkenntnis und wenn ich das selber für mich beobachte, dann kann ich auch zum Beispiel in einer weiteren Übung auf den Blickkontakt achten. Und ich empfehle in dem Kontext, bei der Stimme ist es ja genauso, wir kennen Atemübungen, manche stecken sich dafür einen Weinkorken zwischen die Zähne, die rezitieren Texte, Gedichte, Zeitungsartikel, machen das ein paar Minuten, nehmen den Korken wieder raus, ist der Effekt, dass wir deutlicher sprechen, das heißt wir bekommen mehr die Zähne auseinander, wir sprechen mehr nach vorne.

    Das machen Sie in jedem Stimmseminar, in jedem Stimmcoaching oder Training. Dann gibt’s ja diese ganzen Zungenbrecher, es gibt Konsonanten, Vokale, all das, wenn das gesprochen wird, bewusster ausgesprochen wird, schult das, trainiert das unsere Aussprache, verbessert die Intonation. Nur, ich muss ja anfangen. Und deshalb empfehle ich immer, machen Sie nur eine Sache, konzentrieren Sie sich beispielsweise mal 21 Tage auf Gestik.

    Das heißt, 3 Wochen brauchen Körper und Geist einen neuen Impuls zu verinnerlichen. Denn wenn ich kontinuierlich 21 Tage, sprich 3 Wochen, auf Hände achte, selbst wenn ich Fernsehen gucke, ich gucke Tagesschau oder Tagesthemen oder heute journal, Gundula Gause, Claus Kleber, was machen die mit ihren Gesten? Dann verinnerliche ich das. Und wenn ich ins nächste Meeting gehe, gucke ich, was machen die Kolleginnen und Kollegen. Und nach 21 Tagen oder während dieser 21 Tage kommt die Gestik automatisch mehr nach vorne und wo gehört die Gestik hin? Zumindest wenn ich kommuniziere, im Sitzen, im Stehen gehört die Gestik immer nach vorne. Aber das soll ein Automatismus sein und das kriege ich nur hin, wenn ich wirklich meine Hausaufgaben mache.

    Genauso Tempo. Am häufigsten stellen die Menschen fest neben der Gestik, ich rede zu schnell. Wir reden alle zu schnell, weil wir Angst haben vor der Pause. Deshalb kommen die Urlaute die Ähm und die Jas. Das ist nicht schön, rhetorisch nicht, inhaltlich, gibt ein ähm und ja keinen Sinn, also wissen wir, machen Sie besser eine Pause. Wir sprechen in der Rhetorik von rhetorischen Wirkpausen. Eine Nanosekunde reicht schon an Pause.

    Dann ist mein 3-Wochen-Projekt, ich achte jetzt 21 Tage kontinuierlich auf Pausentechnik und spreche dadurch langsamer. Der Vorteil, die Inhalte, was ich eingangs gesagt habe, die Zahlen, Daten, Fakten, prägen sich so besser ein, kommen rüber und besser rüber. Es entstehen auch weniger Missverständnisse und damit haben dann alle einen Vorteil, einen Mehrwert.

    00:25:10-3

  21. Petra Koch:

    Wenn wir jetzt das alles nochmal Revue passieren lassen und dann nochmal da drauf schauen, was heißt für Sie authentisch und präsent zu sein? Viele sagen auch: ja, wenn ich so viel Trainings mache, dann ist das schwierig, das bin ja nicht mehr ich. Was sagen Sie dazu? Was ist für Sie authentisch und präsent?

    00:25:26-5

  22. Dr. Werner Dieball:

    Also authentisch sind wir ja erstens die ganze Zeit, wir sind ja da, wir sind ja leibhaftig. Mir geht es um Kongruenz, um Echtheit in den unterschiedlichsten Situationen. Ich rufe den Leuten dann nur eins zu und damit im Geiste auf, dass sie verstehen, dass wir unterschiedliche Rollen spielen, kongruente Rollen sollten wir spielen. Das ist das Ziel.

    Ich verhalte mich ja anders als Familienvater, wenn ich mit meinen Kindern rumtolle und irgendwelche Spiele mache, als wenn ich jetzt in meinem Anzug eine Business-Präsentation abliefere. Das ist einfach zwar ein und derselbe Mensch, allerdings in einer anderen Rolle. Die Leute erwarten jetzt, dass ich nicht auf dem Boden rumkrabble und irgendwelche komischen Geräusche von mir gebe, sie erwarten, dass ich hier professionell 90 Minuten einen souveränen Vortrag abliefere, am besten noch mit Input, wo die da sagen: Oh, das war mal richtig gut und überzeugend und ich habe einen Mehrwert, ich nehme sogar was mit.

    So denken allerdings nicht beispielsweise meine Kinder oder meine Jungs oder Mädels beim Sport, wenn ich Fußball, Tennis, Volleyball spiele. Da spiele ich dann wieder eine andere Rolle, da werde ich auch mal lauter, kämpfe, was weiß ich, pflüge den Platz um, das ist meine Rolle, okay ich treibe gerade Sport. Oder ich koche gerade oder ich spiele gerade. Und ich gehe aber jetzt in eine Verhandlungssituation mit einem anderen Gesicht, möglicherweise setze ich mein Pokerface auf und beachte, dass alles, was ich gelernt habe, diese ganzen Mikrodinge der Körpersprache. Schweigetechnik, all das, auf einmal greife ich auf mein Repertoire der Kommunikation zurück, der sozialverträglichen, aber auch der Schlagfertigkeit, denn es wird von mir erwartet, dass ich für mein Unternehmen das beste Ergebnis erziele.

    Da kann ich ja nicht sagen: Ach, ich bin authentisch, Leute, mir geht es wirklich sehr schlecht, ich bin sehr krank gerade, ich habe privaten Stress, können wir nicht erstmal darüber reden? Dann gehe ich besser in die Verhandlung. Also das verstehen viele erstmal nicht und sagen, na ja, wenn ich so viel Coaching mache, wenn ich so viel Training mache, ja, bin ich dann überhaupt noch glaubwürdig ich selbst?

    Klar ist das Wichtigste die Glaubwürdigkeit, nur das schließt ja die Echtheit nicht aus. Bauchschmerzen kriegen wir immer dann, wenn es schlechte Schauspieler werden, wenn sie wirklich nur noch in Schemata denken und auch so sprechen und sagen, oh Gott, ich muss jetzt was mit den Gesten machen und ich studiere das hier so ein. Dann bin ich allenfalls ein schlechter Schauspieler, das sehe ich auch so. Deshalb ist es wichtig, dass ich Schritt für Schritt alles verinnerliche und verstehe, in den unterschiedlichsten Situationen spiele ich das, ich spiele jetzt den Rhetoriktrainer, ich spiele jetzt den Präsentator, ich spiele jetzt denjenigen, der Sport macht und will dieses Spiel so professionell wie möglich spielen beziehungsweise rüberbringen.

    Und wer das dann verstehet, na ja der hat wirklich Potenzial sich weiterzuentwickeln, übrigens auch in seiner Persönlichkeit, so dass auch eine Ausstrahlung entsteht, Charisma entsteht. Max Weber hat mal gesagt, Charisma ist die Fähigkeit andere Menschen in nicht alltäglicher Weise zu überzeugen und zu begeistern. Das heißt ja, dass wir versuchen unser Leben so zu gestalten, nach unseren Vorstellungen, allerdings halten wir uns dennoch an die Spielregeln, die eben nun mal so aufgestellt werden.

    Bei mir im Job gibt es die Regeln, aber privat als Hobbysportler selbstverständlich auch. In diesen Regularien bewegen wir uns ja. Allerdings immer mit dem Ziel echt sein.

    Letztes Beispiel, wir nehmen uns ja auch, ich will Klavierspielen lernen oder mein Tennisspiel verbessern, das kann ich jetzt immer so weitermachen, indem ich gegen eine Wand spiele oder indem ich mich an mein Klavier setze und direkt versuche zu komponieren. Na ja, das kann ich machen, jeden Tag, vielleicht werde ich auch ein bisschen besser, aber richtig profimäßig gut werde ich doch nur dann, wenn ich mir eine sehr gute Lehrerin oder Lehrer nehme, egal in welchem Bereich. Ob das jetzt Musik ist, Sport oder auch Kommunikation. Ich lerne doch immer am besten von jemanden, der mich an die Hand nimmt und mir gewisse Dinge vorlebt auch.

    Und das ist meine Philosophie, das vorzuleben und dem Menschen tatsächlich einen Spiegel anzubieten und zu sagen, schau mal, mach mal, probiere aus, ach ja, hat nicht geklappt, ist doch gar nicht schlimm, jetzt machen wir die nächste Übung, wir machen weiter und knüpfen daran an.

    00:30:11-3

  23. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Wenn Sie einem CIO oder einem IT-Manager einen einzigen Tipp geben könnten, welcher wäre das?

    00:30:17-8

  24. Dr. Werner Dieball:

    Fangen Sie mit einem 3-Wochen-Projekt an.

    00:30:20-2

  25. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Also 3 Wochen Fokus auf eine Sache, so wie Sie eben gesagt haben?

    00:30:24-8

  26. Dr. Werner Dieball:

    Beispielsweise 3 Wochen Fokus auf Atmung. Sprechen ist tönendes Ausatmen, atmen Sie durch, spüren Sie Ihre Atmung in den unterschiedlichsten Situationen, verknüpfen Sie das mit der Pausentechnik, dass Sie ruhig Ihre Inhalte rüberbringen und das machen Sie kontinuierliche 21 Tage, dann ist die Chance sehr hoch, dass Sie diesen einzigen Tipp schon mal umsetzen.

    Mein Tipp, heute anfangen, nicht morgen. Wir sind Weltmeister im Aufschieben, Aufschieberitis, Handlungs-Eunuchen gibt es genug. Ich sage gerne, wir leben in der Gegenwart und Gegenwart heißt auf Deutsch übersetzt, gegen das Warten. Deshalb ist heute der Tag, an dem wir mit unseren Projekten anfangen, damit es morgen gut wird.

    00:31:15-6

  27. Petra Koch:

    Ja, Herr Dr. Dieball. Vielen Dank fürs Interview. Hat mir Spaß gemacht.

    00:31:19-7

  28. Dr. Werner Dieball:

    Sehr gerne.

    00:31:20-4

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