CIO 027 – Process Mining für CIOs und IT-Manager – Interview mit Bastian Nominacher

Bastian Nominacher
Bastian Nominacher

Hallo und herzlich willkommen zur Folge 27 des CIO Podcasts. Heute geht es um das Thema Process Mining. Dazu spricht Petra Koch mit Bastian Nominacher. Bastian Nominacher ist Vorstand der Celonis SE und Process Mining Enthusiast.



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Folgende Aspekte werden in der Podcast-Folge besprochen:

  • Was ist Process Mining? [00:02:00]
  • Einsatzmöglichkeiten von Process Mining für CIOs und IT-Manager [00:04:30]
  • Beispiele für den Einsatz von Process Mining [00:06:15]
  • Rolle der IT-Organisation bei der Einführung einer Process Mining Lösung [00:07:50]
  • Voraussetzungen für den Einsatz einer Process Mining Lösung [00:10:00]
  • Organisatorische Rahmenbedingungen die ein CIO bzw. IT-Manager schaffen sollte [00:17:20]
  • Process Mining Lösungen als Werkzeug für die Digitalisierung [00:19:15]
  • Einen Tipp an einen CIO bzw. eine IT-Führungskraft [00:21:10]

Bastian Nominacher ist Gründer und Vorstand der Celonis SE. Dort ist er verantwortlich für das Geschäft in Europa. Zuvor war er tätig bei Accenture und Ernst & Young und hat dort an der Schnittstelle zwischen Business und IT gearbeitet und an der Technischen Universität in München seinen Master in Information Management Finance und Computer Science erhalten.

Celonis SE ist ein deutsches Unternehmen und Pionier im Process Mining, seit circa 5 ½ Jahren am Markt mit sehr, sehr starkem Wachstum. Mittlerweile hat die Firma 130 Mitarbeiter und ist global tätig. Das Unternehmen wurde 2011 gegründet und schon 2012 nahm Celonis am German Silicon Valley Accelerator teil und wurde von der SAP in das Hana Startup Focus Program aufgenommen. 2015 zeichnete die Deloitte das Startup als schnellst wachsendes Technologieunternehmen Deutschlands aus, mit einem Umsatzwachstum 4.000 Prozent innerhalb von 4 Jahren. Weiterhin wurden die Gründer von Celonis, Bastian Nominacher, Martin Klink und Alexander Rinke 2016 mit dem „Entrepeneur of the Year“ Preis von Ernst & Young ausgezeichnet in der Kategorie Startup.

Also Sie sehen, die Pioniere des Process Minings sind sehr, sehr stark gewachsen und das Thema hat in Deutschland immer größere Bedeutung, nicht nur in Deutschland, auch international.

Freuen Sie sich mit mir auf das heutige Gespräch zum Thema Process Mining und erfahren Sie wie Sie Process Mining sowohl in der IT als auch für die Fachbereiche einsetzten und bereitstellen können. Viel Spaß! Wir freuen uns auf Ihr Feedback! Diskutieren Sie mit.

Weiterführende Links

Transkript des Interviews zum Nachlesen

  1. Petra Koch:

    Was ist Process Mining?

    00:02:30.2

  2. Bastian Nominacher:

    Process Mining ist eine Technologie aus dem Umfeld Big Data Analytics, die eine Art von Daten nutzt, die eigentlich jeder CIO, jeder IT-Manager in großer Menge bereits in seinem Unternehmen verfügbar hat.

    Woher kommt das Ganze? Durch die Digitalisierung werden mehr und mehr Prozesse über IT-Systeme abgewickelt. Da hat so jedes Unternehmen hat ein System wie SAP oder ähnliches im Einsatz, um Einkauf, Vertrieb, Logistik abzuwickeln, aber auch weitere Systeme wie CRM-System, sei es Salesforce, IT-Service Managementsysteme Service Now. All diese Systeme speichern, wie Prozesse abgewickelt werden. Und genau dafür würde Process Mining entwickelt, ein Analytics Technologie, um genau diese Daten auszuwerten, sichtbar und analysierbar zu machen.

    Was bedeutet das ganz konkret? Mit Process Mining werten Sie diese Daten aus, zapfen die an und sehen dann auf einen Blick, wie wirkliche Prozesse ablaufen. Sie kennen vielleicht die Technologie Prozessmodellierung mit Aris und ähnlichen Tools. (Petra Koch: Genau) Prozess Mining ist noch nicht das Gleiche, aber ein sehr ähnlicher Ansatz, der Ihnen die echten Geschäftsprozesse auf Basis Ihrer Daten zeigt und das ist sehr leistungsfähig, weil Sie damit genau dann sehen was passiert, wo sind Engpässe, wo laufen Prozesse nicht so wie sie sollten und können dann basierend da drauf Prozessoptimierung und Verbesserungen starten.

    00:03:45.1

  3. Petra Koch:

    Alles klar, das heißt, ich muss nicht wie im ARIS Ansatz erstmal die Prozesse erheben, sondern ich kann durch die Daten schon direkt erkennen, wie die Prozesse dann in der Realität ablaufen?

    00:03:55.0

  4. Bastian Nominacher:

    Genau. Das ist eigentlich auch das, was das Faszinierende daran ist. Jedes System speichert ja die ganzen Zeitstempel und wenn Sie diese Informationen nutzen, können Sie sofort den echten Geschäftsprozess rekonstruieren und herausfinden, wie das Ganze wirklich abläuft. Und ich gehe natürlich dann da viel tiefer rein. Ich meine wir haben alles diese Prozessmodelle und die sind auch wichtig, um den Sollzustand ja zu dokumentieren.

    Aber wenn Sie wissen wollen, wie passiert es wirklich? Wo habe ich zum Beispiel Probleme? Wo wird ein IT-Serviceticket 10 Mal angefasst, auch wenn ich es normalerweise mit 3 Interaktionen lösen kann. Genau darum geht’s beim Process Mining, die Dinge herauszufinden, die nicht so gut laufen und dann das zu nutzen, um die Prozesse zu verbessern.

    00:04:32.9

  5. Petra Koch:

    Super. Wie kann ein CIO und IT-Manager Process Mining einsetzen und weitere Einsatzmöglichkeiten und Mehrwerte für diese Grundsatztechnologie dann auch nutzen?

    Also Sie haben ja gerade schon ein paar Beispiele genannt, zum Beispiel Service Management ist was, was der CIO selber dann auch nutzen kann. Gibt’s da noch weiteres?

    00:04:50.3

  6. Bastian Nominacher:

    Ja also sehr interessante Frage. Weil der CIO ist natürlich immer in einer Doppelrolle, einerseits natürlich das Business zu versorgen, aber das Schöne ist (lacht) und das haben wir auch bei Celonis von Anfang an gelernt, der CIO kann auch selbst sehr viele Mehrwerte herausziehen.

    Celonis, die Process Mining Technologie, haben wir auf Remedy Daten, auf einem Datensatz aus einem IT-Service Management System entwickelt. Und das ist wirklich ein ganz interessanter Anwendungsfall, Incidents, Service Requests, Change. Sie haben eine große Prozessorganisation, die auch das Gesicht bildet und da kann man Process Mining sehr gut anwenden, wir haben da eine große Anwenderbasis, haben auch die verschiedensten Awards von dem Service Desk Forum, ähnliches gewonnen. Das heißt, ein CIO kann auf jeden Fall davon profitieren im Bereich IT-Service Management.

    Ein weiteres ganz großes Thema, vor 2 Jahren, wenn Sie mich gefragt hätten, hätte ich davon noch gar nicht gewusst, aber ein Riesenthema sind mittlerweile Systemmigrationen, Split und Merge, gerade das ganze Thema Migration auf S/4HANA. Wenn Sie das System verändern, ist es absolut essentiell zu wissen, wie heute damit gearbeitet wird, um das umzusetzen.

    00:05:50.4

  7. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Ja. Und das ist ein sehr wichtiges Thema auch gerade in der IT ne?

    00:05:54.7

  8. Bastian Nominacher:

    Genau. Auf jeden Fall. Also ich meine, das sind natürlich große Herausforderungen und wenn Sie da nur die Möglichkeit haben, so ein Projekt 10, 15 Prozent schneller und auch mit weniger Risiko abzuwickeln, ja, haben Sie da einfach einen Wettbewerbsvorteil. Ich möchte aber auch nicht unter den Tisch fallen lassen, dass die großen Anwendungsbereiche von Process Mining sicherlich außerhalb diesen IT-Bereichen liegt und auch eine Chance für den CIO.

    00:06:18.4

  9. Petra Koch:

    Können Sie da ein paar Beispiele nennen, was für den Einsatz von Process Mining da noch für Anwendungsfälle in Frage kommen?

    00:06:23.3

  10. Bastian Nominacher:

    Gerne, sehr gerne sogar. Und zwar die Fachbereiche. Sie müssen sich in die Lage versetzen, Sie sind jetzt der Einkaufsleiter, Sie leiten die Logistik, Sie leiten beispielsweise den Vertrieb, dann ist Ihre ja wirklich die Aufgabenstellung sicherzustellen, dass diese Prozesse richtig laufen und auch die notwendige ja Ergebnisse für die Firma laufen.

    Und mit Process Mining können Sie als CIO auf diese Fachbereiche zugehen, zu denen sagen:

    „Hey, wir als IT bieten euch jetzt eine Möglichkeit an nicht nur den Prozess auszuführen, sondern den kontinuierlich zu verbessern.“

    Und wir haben viele CIOs, die greifen das auf. Die Firma Siemens zum Beispiel hat eine eigene Abteilung etabliert, die nennt sich Process Dash. Die bieten proaktiv aus der IT Process Mining Services an ihre Fachbereiche an. Das heißt, dieses ganze Thema Prozesseffizienz und natürlich eine große weitere Schiene mit einem großen Nutzungsbereich im Bereich der Big Four, das heißt die Auditing-Firmen, da geht’s dann nicht um nur Effizienz, sondern wirklich um entsprechende ja Compliance, Verhinderung von Korruptionsvorfällen, auf die Revisionsabteilung, auf die Compliance Abteilung zuzugehen.

    Und das sind die beiden großen Themen, die da angewendet werden und ich denke als CIO habe ich die große Chance, ich muss mich eigentlich entscheiden: Will ich eine zentrale Process Mining Plattform aufbauen oder lasse ich das über die Fachbereiche machen? Ich muss das auch ganz ehrlich sagen, bei Celonis ist es so, dass ungefähr 70 Prozent unserer Anwender sind Fachbereiche, die direkt zu uns kommen und das dann in dem jeweiligen Fachbereich einführen. Wir haben aber auch viele innovative CIOs, die das proaktiv angehen und damit auch natürlich in den Driver Seat zurückkommen.

    00:07:55.9

  11. Petra Koch:

    Ja. Genau. Und Sie haben das ja gerade schon angesprochen. Das Eine ist aus Gründen der Effizienz und das Andere ist aus Gründen der Prozesssicherheit oder Compliance Themen. Das sind auch zwei große Bereiche, wo die Unternehmen sich immer weiterentwickeln. Und Sie haben das gerade angesprochen, dass der CIO da eine proaktive Rolle einnehmen kann. Wie würden Sie denn generell die Rolle der IT-Organisationen in der Einführung einer Process Mining Lösung beschreiben oder was sind da so die wesentlichen Punkte, wo die IT-Organisation sich einbringen kann?

    00:08:21.9

  12. Bastian Nominacher:

    Meiner Meinung nach ist das sehr wichtig, dass die IT-Organisation da von Anfang an mit eingebunden ist. Weil die brauchen natürlich, damit Process Mining gut funktioniert und wenn sie es auch breiter anwenden, die richtige Infrastruktur, die Datenbereitstellung.

    Und ich rede jetzt nicht von dem isolierten Anwendungsfall, wo man zum Beispiel ein, zwei Abteilungen, die das anwenden. Aber, wenn man eine größere Plattform aufbaut, dann muss ich meine Systeme mit Daten zur Verfügung stellen. Um Ihnen einen sehr großen Fall zu skizzieren: Die Firma Siemens hat mittlerweile eine Plattform aufgebaut, bei der sie alle ihre SAP-Systeme konnektieren, das sind mehr als 70 große Systeme plus noch so 30 Satelliten, die auf einer über 30 Terabyte großen HANA-Plattform zusammengeführt werden. Jetzt ist das natürlich ein Extrembeispiel von der Größe über 4.000, die das System nutzen, aber ich denke ein CIO kann da reingehen und sicherstellen, dass die richtige Plattform, dass eine Architektur geschaffen wird, die es dann ganz leicht ermöglicht, dass man das hinzufügen kann.

    1. Das heißt erstes Thema Architektur.
    2. Zweites Thema ist aber auch das Betriebsmodell.

    Was ich aus meiner Erfahrung am sinnvollsten finde, ist, wenn ich wirklich ein zentrales Center of Excellence habe. Einige Leute in der IT, die wissen wie Prozesse angebunden werden können, die auch die schulen können, damit der Fachbereich sich wirklich dann drauf konzentrieren kann, auf die eigentlichen Auswertungen, auf das Arbeiten mit der Celonis Web-Oberfläche und ich denke da kann man wirklich einen großen Mehrwert leisten. Weil was ist die Alternative?

    Die Alternative ist, ich habe einzelne Satellitensysteme, die eben mit Einmal-Extraktionen gearbeitet wird wie zum Beispiel häufig in der Revision. Da macht man es sich einfach unnötig schwer und warum will ich nicht das Know-how nutzen, den zentralen Zugang der IT, die ja die Expertise hat solche Systeme zu betreiben und einfach solche Plattformen aufzubauen.

    00:09:58.1

  13. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Ganz genau. Das ist ja super. Was verbirgt sich denn technologisch hinter der Process Mining Lösung? Sie haben gerade schon mit angesprochen, dass die Architektur, die IT-Architektur ein wichtiger Faktor ist. Welche Voraussetzungen muss dann der IT-Manager oder der CIO schaffen, damit die Quelldaten und die Anbindung an die Process Mining Lösung erfolgreiche auch funktioniert?

    00:10:20.0

  14. Bastian Nominacher:

    Mhm (bejahend). Genau. Da möchte ich vielleicht noch einen Schritt zurückgehen, weil Process Mining ist ja eine neue Technologie. Wie funktioniert das Ganze?

    Da werden eigentlich Algorithmen aus dem Bereich Machine Learning eingesetzt und wie kann man sich das vorstellen? Nehmen wir an, jetzt zum Beispiel ein Ticket, das durch den IT-Service geroutet wird. Jedes Mal, wenn das bei einem Bearbeiter ist, wenn jemand da was einträgt, zum Beispiel der Helpdesk-Agent nimmt das an, trägt ein, was das Anliegen ist, routet das dann in den Second Level Support, der sich damit beschäftigt gegebenenfalls noch mit dem Anwender einloggt, aber auch dann an den Third Level Support, wenn es weitergeleitet wird an den Experten, hinterlässt immer einen Datensatz.

    Das heißt, ich habe die Ticketnummer, ich habe die entsprechenden Zeitstempel und was auch passiert. Das Gleiche im Einkauf, wenn ich eine Bestellanforderung aufgebe, eine Bestellung auslöse, kommt die Ware, die ähnlichen Schritte. Diese ganzen Datenpunkte habe ich. Und was dann ein Process Mining Algorithmus macht in der Engine, ist, der nimmt diese Daten, korreliert die entsprechend und erzeugt das eigentliche Prozessbild. Das heißt, davon können wir auch ableiten, was brauche ich denn eigentlich technisch?

    Das Erste ist, Sie müssen das System betreiben, das ist eigentlich gar nicht so „kompliziert“. Sie brauchen natürlich einen entsprechenden Server, das drauf läuft, ist eine webbasierte Lösung, wo ich mich dann drauf einloggen kann, aber habe natürlichen kein weiteres Deployment oder ähnliches, dass sie da servermäßig drauf sich verbinden. Der wichtige Schritt ist dann eher, dass ich meine Daten konnektiere und da bieten wir auch entsprechende Werkzeuge, Möglichkeiten die Daten aus dem Quellsystem abzuziehen. Man arbeitet da typischerweise mit einem Delta Load. Nehmen wir an, ich habe jetzt ein SAP-System, das daraus in einem Delta Load abzuziehen oder ich habe eine eigenentwickelte Datenbank, die zu konnektieren.

    Das ist ein wichtiges Thema und da kommt’s natürlich auf die Größe der Installation an. Haben Sie ein, zwei Systeme, dann ziehe ich die mit ran und dass damit zu arbeiten. Das heißt, ich denke, es sind eigentlich zwei Sachen. Einerseits das System sauber zu betreiben und zum anderen die Datenlogistik. Weil je leichter es ist, wenn ein Anwender das mal nutzt, dann hat er bald das Interesse zu sagen: Hey, ich verwende das jetzt für mein Logistiksystem, ich hätte gerne einfach auch nochmal das CRM-System mit angebunden und kann das mit reinholen.

    00:12:21.2

  15. Petra Koch:

    Wie sieht das denn bei Ihnen aus? Also, dass dann Ladeläufe, die zu bestimmten Zeitpunkten laufen oder ist das eine Echtzeitversorgung?

    00:12:28.8

  16. Bastian Nominacher:

    Normalerweise ist das eine Echtzeitversorgung. Das kann man sich natürlich dann auch aussuchen von den Systemen, aber meistens wird das relativ live im Endeffekt aktualisiert. Also immer nur die neuesten Daten zusätzlich nachladen. Da kommt es natürlich ein bisschen drauf, was für Quellsysteme ich andocke. Habe ich jetzt ein On-Premise System, eine Eigenentwicklung On-Premise oder habe ich ein cloudbasiertes System? Da können Sie ja auf unseren Software-As-a-Service Ansatz zurückgreifen. Kann man nicht so pauschal sagen.

    Das ist alles ich meine da erzähle ich Ihnen ja nichts Neues. Das sind klassische ETL-Themen [extract-transform-load], wo die meisten Unternehmen eh schon Know-how haben, das man dann auch oft überführen oder nutzen kann. Das heißt, wenn Sie schon Experten haben, zum Beispiel im Bereich ETL oder Datenschaufeln oder ich war das letzte Mal bei einem Kunden, haben wir diskutiert und war wirklich auch spannend, ein Versicherungsunternehmen, und die haben darüber diskutiert, wie sie das Ganze machen können, wie sie Daten da zusammenziehen und am Ende kam raus, die haben schon eine Plattform aufgebaut.

    Die haben eigentlich schon so einen zentralen Data Lake und wir können uns einfach konnektieren. Da gibt’s natürlich zwei Varianten. Ich mache das nochmal und nimm die Daten oder ich gehe gleich auf diesen Data Lake drauf. Deshalb, das wäre vielleicht auch einfach mal, ja eine kleine Hausaufgabe, die ich den Hörern mitgeben würde. Überlegen Sie einfach mal, wo habe ich denn diese Prozessdaten? Wo fließen denn eigentlich Prozesse in meinen Datenbanken? Und wenn ich die anzapfe, kann ich dann sofort Process Mining drauf anwenden und das Ganze umsetzen.

    Was da wirklich schön ist, zum Beispiel ein großer Partner von uns, das ist die SAP, entwickelt haben, wenn Sie ihr SAP-System auf HANA betreiben, dann können Sie aufgrund der Leistungsfähigkeit der Datenbanken Celonis direkt da drauf einsetzen, das heißt, ich brauche keine Replikation mehr, so wie ich das jetzt beschrieben habe und ich kann direkt auf den Rohdaten arbeiten. Das verdeutlicht nochmal das Prinzip wie man wirklich maximal vorgehen kann. In dem Fall ist es so, dass innerhalb der HANA direkt im C++ Code der Algorithmus läuft, Sie haben das Web-Oberfläche, die drauf konnektiert, Sie brauchen gar kein weiteres System mehr einsetzen. Das heißt, wenn Sie auf HANA sind oder gerade drauf gehen, ist das auf jeden Fall ein großer Mehrwert, wenn Sie eigentlich ohne große zusätzliche Kosten dann sofort nutzen können.

    00:14:24.4

  17. Petra Koch:

    Klasse. Wie kann ich mir das vorstellen? Sie haben es ja schon ein paar Mal angesprochen, das Web-Frontend. Wie sehe ich dann letztendlich die Prozessdaten?

    00:14:31.6

  18. Bastian Nominacher:

    Da haben wir lange dran gearbeitet, da arbeiten wir immer noch dran. Weil es uns ganz wichtig ist, das ist ja für Fachanwender. Das heißt, Sie sehen wirklich den Prozess, wie ein Prozessdiagramm, wie es dargestellt ist. Ist immer ein bisschen schwierig, das jetzt verbal zu beschreiben.

    Ich empfehle da Kunden einfach sich zum Beispiel mal eine Live-Demo bei uns anzuschauen oder einen Free Trial einzuloggen, aber eigentlich sehen Sie die einzelnen Prozessschritte. Zum Beispiel die Anlage der Bestellung, die Freigabe der Bestellung, der Eingang der Rechnung, die ganzen Schritte. Und diese Prozessvisualisierung ist an sich schon sehr leistungsfähig. Das wirklich Interessante ist aber dann an das System Fragen zu stellen.

    Hier kommen wir nämlich über das klassische Reporting hinaus. Beim Reporting haben Sie eine fixe Fragestellung. Was ist, wenn die Durchlaufzeit für Tickets, die in dem Third Level eskaliert wurden. Ist beim Process Mining anders. Sie sehen den Ablauf und können dann auswählen, was Sie sehen wollen und machen dann eine entsprechende Ad-Hoc Abfrage oder einen Drill Down, klicken die Prozesskante an und sehen sofort, was passiert. Und das macht sehr leistungsfähig, weil ich dann auf Dinge stoße, die ich vorher gar nicht wusste.

    Zum Beispiel im Bereich IT-Service, ein Kunde von uns, der hatte seinen gesamten First Level outgesourct oder hat den immer noch outgesourct und hat dann festgestellt:

    „Hey, alle SLAs werden eingehalten vom Dienstleister, aber eigentlich zahlen wir viel mehr oder verlieren eigentlich Geld, weil viel mehr komplizierte Tickets eskaliert wurden. Die absolute Menge ist gesunden, um das SLA zu erfüllen, aber es wird eigentlich mehr Arbeit an den Third Level weitergegeben und unterm Strich verlieren wir damit Geld und müssen das über unsere SLAs anpassen.“

    Was wir dann gemacht haben? Bei der nächsten Ausschreibung wurden direkt auf Process Mining basierende SLAs vereinbart und sind jetzt Teil dessen und ermöglichen einfach ein besseres Controlling des Dienstleisters, um sich das anzuschauen.

    00:16:13.6

  19. Petra Koch:

    Super. Und das ist ja auch für den CIO direkt ein Hebel, da auch intern die IT-Organisation zu optimieren oder eben halt auch Outsourcing Deals dann entsprechend abzuschließen?

    00:16:25.5

  20. Bastian Nominacher:

    Klar. Ein anderes Beispiel fällt mir jetzt gerade ein. Habe es vorher gar nicht genannt, aber genauso relevant immer mehr, quasi Anwendungsfälle, ist der ganze Bereich Stammdaten-Management. Also Anlage von Stammdaten, jeder von uns weiß, das ist jetzt nicht das Thema, was sich am liebsten damit befasst, aber es muss auch getan werden.

    00:16:42.1

  21. Petra Koch:

    Ja. Sonst geht vieles andere nicht. Ja.

    00:16:44.3

  22. Bastian Nominacher:

    Genau. Und da die Stammdatenanlageprozesse sich anzuschauen. Wo habe ich zum Beispiel Probleme? Wo muss ich immer drei-, viermal nachgefragt werden? Weil ich habe das auch, Celonis expandiert ja gerade in die USA (lacht). Da haben wir das auch häufig das Problem, wenn man uns bei neuen Kunden, bei neuen Bereichen anlegen, da gehen zehnmal Formulare hin und zurück. Das macht niemand gerne und das ist auch ein Thema, was sich Kunden häufig anschauen, was gerade ein Prozess ist in der CIO zusammen mit den Fachbereich stark beeinflussen kann, wenn ich es dann schaffe zum Beispiel Elektronisches zu übernehmen, bestimmte Datenbanken auszulesen und damit einfach schafft, dass ein Lieferant jetzt in 10 Tagen anstatt in 2 Monaten angelegt wird.

    00:17:23.3

  23. Petra Koch:

    Mhm (bejahend). Jetzt haben wir schon einige Anwendungsfälle gehört, auch, dass der CIO sich da proaktiv direkt einbringen kann. Wie integriert denn jetzt ein CIO oder IT-Manager Process Mining am besten in seine IT-Organisation und auch im Unternehmen, um es dann auch erfolgreich bereitzustellen und zu nutzen?

    00:17:39.1

  24. Bastian Nominacher:

    Es ist natürlich für jedes Unternehmen ein bisschen unterschiedlich. Womit wir sehr gute Erfahrungen gemacht haben, ist wirklich so ein kleines Center of Excellence aufzubauen. Würde ich jedem CIO empfehlen, einfach durch seine Organisation zu gehen, zu schauen, habe ich zum Beispiel jemand schon ein Lean Six Sigma Team oder Kollegen, die sich beispielsweise schon mit der ETL für ein BI System oder ähnliches beschäftigen?

    Meiner Meinung nach ein sehr guter Ansatz ist so ein Center of Excellence aufzubauen, Kollegen, die sich damit auskennen, die werden dann gegebenenfalls noch in der Celonis Process Mining Academy geschult und dann habe ich ein Expertenteam. Parallel muss ich natürlich die Hardware, also wenn sie ein On-Premise-System betreiben, muss ich die Hardware aufsetzen, das Ganze mitmachen, das ist ein Projekt, aber ich denke das gehört zum Handwerkszeug sowas aufzusetzen und dann ordentlich auch das System zu betreiben. Und dann geht’s wirklich in die Zusammenarbeit mit den Fachbereichen.

    Und das ist das Schöne von dem Center of Excellence ist, Sie können dann wirklich die Fachbereiche schulen, können denen auch einen Service anbieten. Nehmen wir an ich bin jetzt der Einkaufsleiter und könnte dem das, den Einkaufsprozess anbinden, Sie haben ja die Daten, laden die Daten mit rein, schulen die auch, geben dem den Zugriff und das Business konsumiert dann wirklich das als Service.

    Die müssen sich eigentlich gar nicht so damit beschäftigen: Woher kommen die Daten? Die wissen ihre IT hat das unter Kontrolle, die wissen, das sind die entsprechend aktuellen Daten und der CIO tritt damit nicht als reiner Infrastruktur-Anbieter, sondern wirklich jemand, der geschäftlichen Mehrwert liefert an die Fachbereiche heran. Und das ist der Grund, warum viele CIOs das Thema proaktiv aufgreifen und in die Fachabteilungen treiben und natürlich auch ganz klar, wenn ich das über den CIO mache, habe ich viel mehr Synergien als wenn ich drei, vier Installationen in den Fachbereichen aufbaue. Dann im Endeffekt alles doppelt und dreifach mache.

    00:19:19.8

  25. Petra Koch:

    Ja. Auf jeden Fall. Sie haben es jetzt gerade auch schon angesprochen, der Nutzen ist ja auch häufig in den Fachprozessen. Ich denke jetzt gerade mal an das Thema Digitalisierung. Da gibt’s auch häufig die Bestrebungen die Prozesse weiter zu automatisieren und manuelle Schritte dann weiter zu automatisieren.

    Gibt’s da nochmal die Möglichkeit das auch über Process Mining zu analysieren, dass man ein Gefühl dafür bekommt, wie viel eigentlich heute manuell ist und wie viel automatisch?

    00:19:45.0

  26. Bastian Nominacher:

    Mhm (bejahend). Ja. Ganz häufig.

    Also eines der häufigsten angesprochenen an Lösungen mit Process Mining Systeme sind sogenannte Re-Work Analysen oder auch Automatisierung. Da schaut man sich die Prozessabläufe an und wie macht man das? Man kann ja einfach in die Systeme reingehen und Sie sehen dann da zum Beispiel auf Basis der Durchlaufzeiten, auf Basis der eingeloggten User, ist es ein Vorgang, der automatisch erstellt wird, mit einem Batch User beispielsweise oder ist es was, was wir manuell machen und da gibt’s erhebliche Potentiale.

    Also einfach zum Beispiel Kreditsperren zum Beispiel. Wieviel manuell werden die geprüft, wieviel kann ich zum Beispiel automatisch machen, eine Datenbank mit reinhängen. Das ist ein Riesenthema, sei es jetzt im Bereich Order-to-Cash, also auf der Vertriebs- und Logistikseite oder im Einkaufsbereich, das ist würde ich sagen neben klassischen Durchlaufzeitenanalysen eigentlich der Hauptthemen, was mit Process Mining gemacht wird, weil die Frage ist natürlich auch berechtigt: Was finde ich denn da überhaupt?

    Ich finde eigentlich Dinge, die nicht so laufen wie sie sollen und das ist teilweise ist das Fehlnutzung, vielleicht nicht richtige Konfiguration der Systeme, aber zum anderen sind es einfach nicht gehobene Potentiale und da ist gerade Automatisierung, verstärkte Digitalisierung. Wir hatten zum Beispiel einen Kunden (lacht), die haben eine Komplexität, die haben festgestellt, dass sie mit 2 Prozent ihrer Prozessvarianten 80 Prozent des Geschäfts abwickeln.

    00:20:57.1

  27. Petra Koch:

    Uih, ja.

    00:20:58.1

  28. Bastian Nominacher:

    Oder anders gesagt, 98 Prozent der ganzen varianten Systeme und ähnliches sind bloß für 20 Prozent notwendig und natürlich verteilen sich die Kosten auch so.

    00:21:08.1

  29. Petra Koch:

    Ja. Da kann man ja erheblich was einsparen oder eben dann die Potentiale nutzen.

    00:21:12.1

  30. Bastian Nominacher:

    Ja. Auf jeden Fall.

    00:21:14.2

  31. Petra Koch:

    Super. Wenn Sie einem CIO beziehungsweise einer IT-Führungskraft einen einzigen Tipp geben könnten, welcher wäre das?

    00:21:20.9

  32. Bastian Nominacher:

    Da würde ich sagen: Denken Sie darüber nach, wo haben Sie wirklich diese Prozessdaten? Sie werden sich wundern, wo überall eigentlich digitalisierte Prozesse heute schon im Einsatz sind. Und stellen Sie sich vor, was Sie mit vollständiger Transparenz da für Ihr Unternehmen tun könnten?

    00:21:34.7

  33. Petra Koch:

    Ja. Super. Dann würde ich sagen: Herr Nominacher, vielen Dank fürs Interview. Hat sehr viel Spaß gemacht. Und danke für die Einblicke ins Process Mining.

    00:21:42.3

  34. Bastian Nominacher:

    Ja mir auch. War mal wirklich was Anderes.

    00:21:44.9

Bildnachweis: © Celonis SE 

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