Es geht darum, ob sich die IT der zwei Geschwindigkeiten (Two-Speed IT) und ITIL v3 und ITIL 4 ausschließen oder miteinander kombinieren lassen. Hierzu wurde eine Hörerfrage gestellt, die das Thema dieser Folge sein wird. Die Hörerfragen werden immer zuvor direkt 1:1 beantwortet.
Hier die Hörerfrage:
„Wie bewerten Sie ITIL als Framework für ein mittelständisches Unternehmen und wäre nicht eine Two-Speed IT sinnvoller?“
Ein CIO Podcast Hörer – CIO eines mittelständischen Handelsunternehmens
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Folgende Aspekte werden in der Podcast-Folge besprochen:
- Hörerfrage zur Two-Speed IT und ITIL v3 bzw. ITIL 4 (00:30)
- Was macht die Two-Speed IT aus? (02:30)
- Was macht ITIL aus? – Historische Einordnung und Überblick (07:00)
- Schließen sich beide Konzepte aus oder sind sie kombinierbar? (16:50)
Viel Spaß beim Hören des Podcasts. Ich freue mich, wenn Sie ein kurzes Feedback hinterlassen, wie Ihnen die Folge gefallen hat und Sie mit diskutieren.
Hörerfrage zur Two-Speed IT und ITIL v3 bzw. ITIL 4
Mich erreichte vor einiger Zeit eine spannende Hörerfrage. Alle Hörerfragen werden ja von mir eins zu eins beantwortet, und hin und wieder suche ich auch mal wieder welche raus, die dann hier im Podcast Gehör finden. Dabei suche ich die danach aus, dass es vielleicht auch ähnliche Fragestellungen bei Ihnen im Unternehmen geben könnte und Sie das daher vielleicht interessieren könnte.
Genug der Vorrede, hier noch mal die Original-Hörerfrage:
„Wie bewerten Sie ITIL als Framework für ein mittelständisches Unternehmen und wäre nicht eine Two-Speed IT sinnvoller?“.
Ein CIO Podcast Hörer – CIO eines mittelständischen Handelsunternehmens
Also das war die Originalfrage. Ja, es ist immer schwierig aus der Ferne, ohne die Details zu kennen, etwas Konkretes zu raten. Was ich aber immer mache und auch machen möchte, ist natürlich, die Themen für Sie einzuordnen und einen Kontext zu geben, vielleicht noch meine Perspektive, meine Erfahrungen dann entsprechend mit Ihnen zu teilen, sodass Sie hoffentlich auch für sich dann eine gute Vorstellung haben und diese Frage für sich beantworten können. Wie gesagt, das ist immer ein bisschen globaler an der Stelle, im Einzelfall muss man sich das dann immer konkret anschauen. #00:01:58.8#
Aber hier zunächst einmal diese zwei Bausteine, die ja in der Frage genannt sind. Das ist einmal ITIL und die Two-Speed IT, also die IT der zwei Geschwindigkeiten. Das sind erst mal zwei völlig verschiedene Themen, die erst mal nicht direkt miteinander verknüpft oder verbunden sein müssen. Die sind aber auch andersrum nicht ausschließend. Das heißt, das eine schließt jetzt das andere nicht direkt aus.
Damit Sie, falls Sie von den Begrifflichkeiten jetzt noch nicht so tief drin sind, das für sich besser einordnen können, schauen wir das nacheinander an. Ich fange mal mit der Two-Speed IT an und danach komme ich noch mal auf das Thema ITIL, und im Anschluss würde ich die Frage dann noch mal komplett so beantworten, wie ich das aus meiner Sicht eben beantworten kann.
Was macht die Two-Speed IT aus?
Was ist die IT der zwei Geschwindigkeiten und was macht diese aus? Die meisten IT-Organisation sind aktuell vor allen Dingen im Mittelstand, es geht ja jetzt hier auch um mittelständische Unternehmen, eher, wenn man das so sagen kann, One-Speed ITs, also die haben so eine Geschwindigkeit und eine Arbeitsweise und die muss eben halt dann auch für die Anfragen passen. #00:02:59.9#
Two-Speed IT in Mittelstand und großen Unternehmen
Das heißt, in den meisten Unternehmen, gerade im Mittelstand gibt’s halt eine Organisation, die ist historisch gewachsen mit allem, was an Themen in so einer IT dann irgendwo dazugekommen ist, und die Releases oder Entwicklungen werden halt relativ ähnlich gemacht.
Dann gibt’s Projekte, die werden nacheinander im Grunde in der Regel abgearbeitet oder eben einige parallel, wenn möglich. So, jetzt ist es so, wenn Unternehmen auch im Mittelstand ein bisschen größerer ITs haben, dann haben die ja schon mal ich sag mal 20, 30, 40, 50 Mitarbeiter in der IT. Und ab so einer Größe macht es durchaus Sinn darüber nachzudenken, die IT auch zu teilen. Und da kommt eben vielleicht diese Two-Speed IT ins Spiel.
Nutzen einer Two-Speed IT
Wenn Sie also zum Beispiel ältere Architektur haben, IT-Architektur, die im Moment von bestimmten Mitarbeitern administriert wird, das ist es häufig ganz wichtig, dass die total stabil laufen, weil das unternehmenskritische und geschäftskritische Anwendungen sind. #00:03:57.7# Also ich sag mal klassischerweise die ERP-Systeme und was nicht alles dazugehört.
Jetzt haben Sie aber auf der anderen Seite vielleicht auch sehr moderne, sehr komplexe modulare IT-Architekturen, die moderne Schnittstellen bieten, aber auch eben schnellere Release-Zyklen vertragen können. Wenn Sie jetzt zum Beispiel solche Systeme schon haben, dann haben Sie vielleicht ein eigenes kleines Team, was die betreut.
Andersrum wenn Sie jetzt überlegen zum Beispiel bestimmte Online Web Applications, CRM-Systeme, Digitalisierungslösungen und, und, und einzuführen, dann bietet sich das vielleicht an, auch die mit einer agilen Vorgehensweise so ein bisschen losgelöst von den anderen Mitarbeitern in der IT quasi starten zu lassen und die auch agil arbeiten zu lassen.
Also erstmal ein Minimum Viable Product zu entwickeln, also ein Produkt, das den kleinsten gemeinsamen Nenner erstmal hat, das auf den Markt zu bringen. Ich sag mal jetzt zum Beispiel CRM-System, da können Sie sich auch mal die Folge 7 anhören, da kann man zum Beispiel mit einem Baustein starten und baut das dann sukzessive aus. #00:05:03.9#
Auswirkungen auf die IT-Organisation beim Two-Speed IT Ansatz
So, jetzt ist ja die Frage, das ist immer organisatorisch so ein bisschen kritisch für viele, auch gerade für die Führungskräfte, IT-Management, wie erkläre ich denn jetzt den Mitarbeitern, dass ich die IT aufteilen will in zwei Bereiche? Also da kann man irgendwelche Begrifflichkeiten finden, man liest häufig klassische und digitale IT, oder Basic und Digital IT, oder manchen Firmen, gerade in Großkonzernen sehen Sie das häufig, dass quasi wirklich komplett eigene Gesellschaften dafür gegründet werden und die IT, die quasi Digitalisierungslösungen entwickelt, auch ein bisschen separat sitzt und separat im Grunde von einem ganz anderen Team geführt wird. Jetzt ist das aber gerade im Mittelstand ja meistens nicht so der Fall. Das heißt, hier müssten Sie im Grunde überlegen, dass sie zwei Teams draus machen. #00:05:56.1#
Ein klassisches oder ein digitales Team, oder wie auch immer Sie das dann benamsen. Aber diese Teams, die sind ja nicht komplett entkoppelt voneinander, sondern die müssen ja auch miteinander arbeiten an gewissen Schnittstellen. Weil Sie haben ja eine Architektur und ich nehme jetzt mal das Beispiel CRM. Sie haben auf der einen Seite das CRM und wir nehmen auf der anderen Seite das ERP und die müssen ja auch irgendwie miteinander kommunizieren diese Systeme, sonst können sie ja auch nicht wieder das volle Potenzial entfalten. Also an der Stelle wichtig, Schnittstellen-Verantwortlichkeiten klären und auch wenn Sie ein Anforderungsmanagement haben, auch das muss im Grunde eingebunden sein, damit Sie entscheiden können, in welches dieser beiden Teams werden denn jetzt was für Anforderungen auch konkret gerootet, also rein geschickt. Und auch, wie werden die abgegrenzt voneinander?
Also ich hoffe, ich konnte Ihnen mit dieser kleinen Einführung schon mal einen Eindruck geben, falls Sie das Two-Speed Konzept bisher noch nicht kannten. Und wenn Sie es kennen, vielleicht habe ich auch noch was Neues an Aspekten dazubringen können. #00:06:57.4#
Was macht ITIL aus? – Historische Einordnung und Überblick
Jetzt kommen wir zu dem Punkt, was macht ITIL eigentlich aus? ITIL kennen Sie eigentlich alle, wenn Sie in der IT unterwegs sind. ITIL ist ja die Information Technology Infrastructure Library und ist ein Framework, also ein Werkzeugkasten für das IT Service Management.
ITIL 4 gibt es seit Februar 2019
Was ein bisschen neuer ist an ITIL, ist nämlich, es gibt eine neue Version, die ITIL 4 Version. Die gibt’s seit Februar 2019. ITIL ist auf jeden Fall jetzt eine eingetragene Marke von AXELOS Ltd. Viele von Ihnen kennen wahrscheinlich ITIL V3, also die 3. Version.
Was ich häufig feststelle, gerade auch im Mittelstand oder auch in größeren Unternehmen, ITIL ist immer so ein Buzzword. Jeder sagt, ah, wir müssen Prozesse nach ITIL machen, und keiner weiß eigentlich so genau, was sich dahinter verbirgt. Deswegen an der Stelle noch ein bisschen Licht ins Dunkle. Erstmal so diese groben Rahmenbedingungen.
IT-Service-Management mit Governance und Operational-Prozessen in ITIL V3
Ich komme auch gleich noch mal ein bisschen auf die Historie, ITIL V3 unterteilt sich eigentlich in Governance-Prozesse und Operational-Prozesse. #00:07:59.0#
Man muss immer hier mit dem Blickwinkel Service-Management denken. Also Service-Strategie ist der Governance-Prozess, Continue Service Improvement, das sind diese beiden Governance-Prozesse.
Und die Operational-Prozesse, die sagen im Grunde, wie designe ich meine Services, also Service Design, Service Transition und Service Operation, also so der Betrieb.
Anspruch von ITIL 4 in der Digitalisierung und für Industrie 4.0
Jetzt habe ich ITIL 4 eben gesagt, ist neu rausgekommen und ITIL 4 soll sich besser in die Themen Digitalisierung, Industrie 4.0 eben anpassen. Man hat also gemerkt, okay, ITIL V3, vielleicht schon ein bisschen in die Jahre gekommen, man muss das noch mal überarbeiten. Das hat man jetzt eben getan. Und vom Konzept her geht es jetzt da drum, dass es um die Wertschöpfung durch Service Management in Organisationen geht und nicht nur Organisationen, sondern auch das Zusammenspiel mit Service Providern, Kunden und eben Produkten und Services, und auch Service-Beziehungen und eben dem Output der Services. #00:08:58.2#
Im Fokus steht eben bei ITIL 4 jetzt die sogenannte Service Value Chain. Das ist erst mal sehr abstrakt, wie ITIL halt so ist. Das heißt Plan, Improve, Engage, Design a Transition, Obtain and Build and Deliver and Support.
Wie ich gerade schon gesagt habe, ITIL, das ist auch, warum das häufig in den Firmen so ein Buzzword ist, weil keiner so richtig weiß, was sich dahinter verbirgt. Es ist wirklich sehr abstrakt und sehr High Level. Also es beschreibt im Groben schon alle Prozesse, die nötig sind, um so eine IT am Laufen zu halten, klar, und im Betrieb aufzubauen.
Kontext, Historie und Auslöser ITIL zu entwickeln war das Outsourcing
Jetzt ist aber die Überlegung, woher kommt denn ITIL eigentlich und was war der Auslöser ITIL zu entwickeln? Weil das finde ich, ist total wichtig, damit man das in den richtigen Kontext setzt und auch versteht, wo das eigentlich mal herkommt, wofür das eingesetzt wird. Und dann erklärt sich vielleicht auch, warum es heute an der einen oder anderen Stelle vielleicht nicht mehr weitreichend genug geht oder nicht mehr umfassend genug ist. #00:09:59.5# Gerade eben im Mittelstand.
Also ITIL in der Version 1 wurde 1989 im und für den öffentlichen Sektor in England entwickelt, und in der Zeit ging es halt auch viel um Outsourcing. Man hatte da wohl vor, bestimmte Teile des englischen öffentlichen Sektors auszulagern und hat dann festgestellt, wenn wir das outsourcen wollen, ja, wie müssen wir das denn eigentlich beschreiben, was genau machen die Leute denn eigentlich? Und was genau soll dann zukünftig der Outsourcing Provider machen?
So, und jetzt in den 90er Jahren ist ja das Thema Outsourcing eben auch relativ groß gewesen und dieses ganze Thema ITIL hängt halt im Grunde an diesem Thema, wie standardisiere ich Prozesse so, dass sie ein Dienstleister übernehmen kann? Das ist eigentlich der Grundgedanke, dass diese Prozesse überhaupt outsourcbar sind.
Anwendungsbereiche und Nutzen von ITIL
ITIL macht aber auch grundsätzlich Sinn, wenn man jetzt nicht direkt vorhat, irgendwas outzusourcen. #00:10:55.8# ITIL heranzuziehen macht aber in jedem Fall Sinn, wenn Sie irgendwie in irgendeiner Form mit Outsourcing Providern zu tun haben, also Unternehmen, die gewisse Teile des IT-Betriebs übernehmen, die vielleicht den Service Desk machen und so weiter.
Wenn Sie jetzt also als IT-Chef oder CIO damit zu tun haben, dass Teile Ihres IT-Budgets eben an Service Provider gehen, die auch für den Betrieb zuständig sind, dann macht das durchaus Sinn, sich ITIL an der Stelle genauer anzuschauen und zu schauen, welche Prozesse kann ich denn für die IT-Betriebsprozesse nehmen, damit ich mit dem Dienstleister richtig kommunizieren kann. Es macht aber auch durchaus Sinn, wenn Sie eine interne IT-Organisation haben in Ihrem Unternehmen und Sie machen den Betrieb selber. Dann ist es natürlich auch wichtig und sinnvoll, dass Sie gewisse Standards haben und nach gewissen Prozessen arbeiten.
Auch wenn in dieser Bearbeitung zum Beispiel im Second Level oder Third Level, wie das ja auch nach ITIL heißt, also in den verschiedenen unteren Schichten der Service-Bearbeitung dann eben auch Dienstleister angebunden werden. #00:12:03.8# Dann geht es auch um solche Fragen. Und meine Erfahrung ist gerade in mittelständischen Unternehmen, dass es wichtig ist diese Standards zu haben, also ITIL für sich vielleicht an der einen oder anderen Stelle zu nutzen und zum Beispiel einige Aspekte herauszugreifen. Also zum Beispiel das Incident Management, das Change Management oder das Problem Management, und diese Prozesse eben auch entsprechend aufzubauen.
Erfahrungsgemäß reichen schon einzelne Bausteine und Prozesse von ITIL aus oder auch generell, die man standardisieren kann und schlanker aufstellen kann, sodass die Fachbereiche gleich einen Unterschied merken. In der Zusammenarbeit, wenn Sie natürlich die extrem stark mit Service Providern haben, dann bietet sich natürlich auch an SLAs, also Service Level Agreements zu schließen und in den Prozessen auch ganz klar immer, das ist immer wichtig, die Verantwortlichkeiten festzuzurren. Also wer ist wann für was verantwortlich, welche Prozess-Gates gibt es vielleicht, wo noch mal irgendwas nachgeschaut werden muss oder freigegeben werden muss. #00:13:05.0#
Verantwortlichkeiten, da hören Sie auch noch mal vielleicht die Folge 29, wenn Sie die noch nicht kennen, da geht es um Verantwortlichkeiten in der IT-Organisation und in Prozessen.
ITIL ist ein Framework („Baukasten“) und sollte auch so gesehen werden
ITIL kann eben da supergut als Orientierung dienen, wobei mir es da immer wichtig, gerade im Mittelstand, bitte mit Augenmaß verwenden. Also da kann eben ITIL auch schnell zu viel des Guten sein. Wenn sie jetzt die kompletten ITIL-Prozesse auf einmal einführen, ja, das wird spannend.
Also insofern, je nachdem, wo ihre IT-Organisation steht, deswegen ist das auch immer schwierig das, so komplex wie das ganze Thema ist, eben so pauschal zu sagen, je nachdem, wo Ihre Organisation steht, können Sie natürlich weitere ITIL-Prozesse hinzufügen und einführen. Wenn Sie am Anfang stehen, dann macht halt Incident-, Change- und Problem-Management Sinn, wenn Sie ITIL bisher noch gar nicht einsetzen. Wenn Sie es aber schon einsetzen zum Beispiel für diese Prozesse, dann macht es halt Sinn irgendwie sich vielleicht da noch mal weiter rein zu arbeiten und auch weitere Prozesse einzuführen. #00:14:04.4#
Wie gesagt, bitte mit Augenmaß, gerade im Mittelstand, und da auch entsprechend die Leute mit einbinden, damit die die Prozesse eben nachher auch leben können, weil das ist das Wichtige. Wenn Sie nachher eine Prozesslandkarte irgendwie haben, die hat lauter Kästchen und die Mitarbeiter halten sich nicht dran, dann haben Sie nichts gewonnen.
Was macht Ihre IT-Organisation aus?
Ein Punkt bei ITIL, den ich auch immer wieder sehe und immer wieder erlebe, ist, dass sich gerade auch in der IT-Organisation dann die Mitarbeiter auf so einen Dienstleistergedanken zurückziehen. Weil wir haben ja eben gehört, das ist ja genau das im Grunde auch, wofür ITIL entwickelt wurde. Aber ich meine jetzt hier Dienstleister in dem Sinne so ein bisschen eingeschränkt mit Beschränkungen, sondern dass es dann so häufig Aussagen gibt, das haben wir nicht im Servicekatalog, das geht jetzt nicht. Also da auch, ich sag mal eine gewisse Flexibilität und Anpassungsfähigkeit nötig. Ein Servicekatalog macht natürlich Sinn für gewisse Sachen, aber in dem Servicekatalog kann ja auch nicht alles drinstehen. #00:15:02.0#
Das heißt, es kann ja mal eine Anfrage vom Fachbereich kommen, die gibt’s nicht im Servicekatalog. Deswegen sage ich immer, es ist wichtig zu unterscheiden, was habe ich im Servicekatalog, was sind meine Standards und wo habe ich ein Anforderungsmanagement für, das ist nämlich für neue Sachen, die ich noch nicht in meinem Servicekatalog habe. Das heißt, da muss ich unterscheiden, was habe ich im Servicekatalog, was biete ich standardmäßig an? Und dann muss ich aber trotzdem noch einen zweiten Kanal irgendwie haben aus meiner Sicht, der Anforderungen bearbeitet und neue Themen in die Organisation auch reinbringen kann.
Ich gebe da immer zu bedenken, die interne IT-Organisation, die sollte eben mehr sein als dieser reine Dienstleister, weil dann machen Sie sich ja auch austauschbar. Also wenn Ihre interne IT so funktioniert wie ein externer Dienstleister, das ist zwar wahrscheinlich supereffizient und total gut, aber da ist ja kein Unterschied mehr. Das kann man ja dann im Grunde auch günstig einkaufen. Also ist jetzt vielleicht ein bisschen provokativ. #00:15:58.2#
Aber deswegen appelliere ich immer an CIOs und IT-Leiter, überlegen Sie sich, was ist der Mehrwert Ihrer internen IT-Organisation? Was können Sie da erbringen, was können Sie vielleicht clever kombinieren mit Services, die Sie extern einkaufen? Aber was macht wirklich die Kernkompetenz Ihres internen Teams aus? Das ist es ganz wichtig, Standards auf jeden Fall, bin ich total dafür, IT Betrieb, aber auch bitte individuelle Leistungen anbieten und sich eben von dem Dienstleister auch ganz klar abheben.
Zum Beispiel durch internes Prozessverständnis, interne Beratungsleistungen, die Sie vielleicht erbringen können. Also überlegen, was können Sie mit der internen IT liefern, das dem gesamten Unternehmen einen Mehrwert bringt? Und das ist in der Regel halt viel, viel mehr als nur ITIL. Und da wird halt häufig leider die Diskussion dann darauf beschränkt. Aber jetzt noch mal zurück, nachdem wir jetzt quasi die Basics dieser beiden Konzepte einmal durchgesprochen haben. #00:16:56.9#
Schließen sich beide Konzepte – Two Speed IT und ITIL – aus oder sind sie kombinierbar?
Jetzt noch mal zur Beantwortung der Frage. ITIL und die IT der zwei Geschwindigkeiten sind eben, wie ich es eben erläutert habe, eigene Ansätze, die erstmal nicht miteinander verknüpft sind.
Jetzt ist es so, wenn man beides verbinden will, was durchaus funktioniert und auch Sinn machen kann, dann ist ja nicht die Frage, entweder oder, sondern wie kriege ich beides zusammen, sodass beides sich ergänzt und funktioniert? Sie können natürlich über die Two-Speed IT einen Teil der Organisation sehr, sehr stabil betreiben und den anderen sehr, sehr agil. Dennoch brauchen Sie wahrscheinlich in beiden Bereichen einen Incident-, einen Change-Prozess und vielleicht auch noch weitere ITIL-Prozesse. Die Frage ist nur, dass die Prozesse ja nicht in beiden Welten gleich aussehen müssen.
Wenn Sie das Thema dieser Ambivalenz interessiert, dazu habe ich in Folge 38 schon mal gesprochen, über die Ambidexterität in der IT. Also dass Sie die Fähigkeit haben müssen, einmal etwas stabil zu halten und auf der anderen Seite aber Innovationen auch zu ermöglichen. Und das ist ja immer so ein Spagat. #00:17:59.3#
Das heißt, das ist hier im Grunde das Gleiche mit der Two-Speed IT und ITIL. Ich habe hier auch den Spagat, wenn ich beides machen möchte, wie kann ich die Prozesse zwar standardisieren, aber noch so flexibel halten, dass ich im Grunde in diesem Iterationsprozess, den ich dann in dieser digitalen IT habe, wo die schnelleren Release-Zyklen sind, dass ich da auch noch irgendwie aber diesen Prozess halten kann.
Also da muss man sich vielleicht dann was überlegen, dass man das ein bisschen anders vielleicht auch designt vom Prozess her, und dann wird das aber funktionieren aus meiner Sicht. Also ich habe das ja eben schon angedeutet, aus meiner Sicht ist wichtig, dass Sie darauf achten, das ist eher so ein Change-Thema oder eher auch so ein Verständnisthema und Haltungsthema bei den Mitarbeitern, dass man sich in der IT nicht rein auf diesen Dienstleistungsaspekt zurückzieht, sondern Sie eben sich als Partner der Kollegen verstehen. Man sieht das häufig in den Fachbereichen oder wenn ich auch Interviews führe in den Firmen, dann geht’s häufig um, ja, die und wir und die und wir. #00:19:03.4#
Also das sind so zwei total abgegrenzte Gruppen. Und gerade im Zuge der Digitalisierung sollten aus meiner Sicht aus diesen internen Hürden, also die und wir im Unternehmen ein Miteinander werden und gerade im Mittelstand auch wichtig, dass die Leute interdisziplinär zusammenarbeiten. Weil da sind die Teams meistens nicht riesig und da ist es halt total gut möglich, über verschiedene Organisationseinheiten hinweg zusammenzuarbeiten. Das erfordert aber aus meiner Sicht eben klare Vorgaben und auch klare Zielrichtungen aus dem Management und von ihnen als CIO und IT-Leiter natürlich auch, entsprechende Berücksichtigung in der IT-Strategie. Also auch da wichtig, die IT-Strategie aufzustellen, auch solche Themen eben gesamtheitlich zu betrachten, nicht nur, ja, wir brauchen jetzt Service-Management, sondern was heißt das denn konkret, was muss sich auch sonst im Unternehmen ändern, damit eben zum Beispiel jetzt in dem Fall hier Two-Speed IT und ITIL zusammengreifen können. #00:20:02.9#
Achten Sie da eben auch auf Ihre Positionierung. Über das Thema Positionierung habe ich schon 2 Folgen gesprochen, also Folge 8 und Folge 20, wen das interessiert, da können Sie auch noch mal reinhören. Da geht es eben da drum, was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal und was grenzt Sie gegenüber IT-Dienstleistern ab? Also was kann Ihre IT besser als jeder Dienstleister?
Sehen Sie hier noch mal, was sind wirklich die Unterschiede, was ist intern supergut leistbar und wo sind interne Stärken? Wo sollen zukünftig auch interne Stärken sein? Also strategisch geht’s ja auch immer da drum die IT weiter zu entwickeln und zu etwas hin zu entwickeln. Also da auch mal zu überlegen, wie kann denn der Weg aussehen, bis man an dieser Stelle ist? Da kann natürlich sein, dass die eine oder andere Aufgabe vielleicht dann durch Dienstleister erfüllt wird, aber sicherlich die eine oder andere Aufgabe auch hinzukommt in der internen IT, die es vielleicht jetzt auch noch nicht gab. #00:20:59.7#
Meine Erfahrung ist halt, wenn Sie einen richtigen Unterschied machen in der IT, also wenn das auch wahrgenommen wird im Unternehmen, dann haben die Mitarbeiter auch sehr viel mehr Spaß an ihrer Arbeit. Und ich hoffe, ich konnte Ihnen ebenfalls mit dem Podcast wieder ein paar Anregungen und Impulse geben und Sie hatten Spaß beim Zuhören bzw. Lesen. Insofern sage ich, vielen Dank fürs Zuhören bzw. Lesen.
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