
Heute geht es um das Thema Handlungsfelder und Investitionen in die digitale Transformation. Vorher aber noch eine kleine Info in eigener Sache. Es haben mich einige Podcast Hörer kontaktiert und angeschrieben, was ich sehr klasse fand und gefragt, warum es denn so lange keine CIO Podcast Folgen mehr gegeben hat. Und das möchte ich kurz erklären. Und zwar habe ich in seit Januar 2020 berufsbegleitend promoviert, zum Thema: Agile Strategie in der Digitalen Transformation. Die Promotion habe ich im September 2024 abgeschlossen. Das heißt, ich habe auch wieder ein bisschen mehr Zeit und habe jetzt dadurch auch wieder die Möglichkeit, die ein oder andere Podcast-Folge zu machen. Ich gelobe also Besserung für die Zukunft. Sie werden jetzt und in der nächsten Zeit über den Podcast von den einen oder anderen Forschungserkenntnissen erfahren. Eins sei aber gesagt, der Podcast bleibt weiterhin sehr praxisorientiert, das ist mir wichtig. Jetzt aber zum Thema…
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Folgende Aspekte werden in der Podcast-Folge besprochen:
- Definition von digitaler Transformation (01:30)
- Handlungsfelder im Rahmen der digitalen Transformation (04:00)
- Reifegrade von Unternehmen in der digitalen Transformation (05:00)
- Reifegrad „Basis“ im Bereich digitale Transformation (05:50)
- Reifegrad „Fortgeschritten“ im Bereich digitale Transformation (08:20)
- Reifegrad „Profi“ im Bereich digitale Transformation (10:00)
- Investitionen in die digitale Transformation für die IT-Organisation (15:00)
Viel Spaß beim Hören des Podcasts. Ich freue mich, wenn Sie ein kurzes Feedback hinterlassen, wie Ihnen die Folge gefallen hat und Sie mit diskutieren.
Definition von digitaler Transformation
[00:01:34] Daher möchte ich heute mal mit so einem Thema starten, was in der Praxis extrem wichtig ist, wo vielleicht auch noch ein bisschen Verwirrung herrscht. Und das ist nämlich genau das Thema digitale Transformation. Wie richte ich eigentlich als Unternehmen meine Investitionen in dem Bereich aus? Was sind Handlungsfelder, die ich angehen kann? Und genau da sind die Unternehmen in völlig unterschiedlichem Status. Die einen sind schon sehr weit fortgeschritten, die [00:02:00] anderen sind eher nach so einer Start-Phase. Von daher schauen wir doch mal, was die Literatur da so sagt.
[00:02:07] Wie definiert man denn eigentlich digitale Transformation? Weil wenn ich im Unternehmen zehn Leute frage, bekomme ich meistens auch völlig unterschiedliche Antworten. Im schlimmsten Fall habe ich dann nachher zehn verschiedene Definitionen. Dann schauen wir doch mal Cennamo et al. (2020, pp.5-6) sagen: „Die digitale Transformation ist nicht nur ein IT Backend Prozess, sondern das gesamte Unternehmen ist betroffen mit seiner Strategie, seinen unternehmerischen Prozessen, Innovationen und auch Governance Mechanismen„.
[00:02:38] Eine ergänzende Definition davon von Volberda et al. (2021, pp.3-4): „Ist die Nutzung neuer digitaler Technologien zur Ermöglichung eines unternehmensweiten Wandels. Der kann sowohl evolutionär als auch transformativ sein. Was die Umgestaltung von Managementmodellen betrifft, durch zum Beispiel [00:03:00] neue digitale Geschäftsmodelle, den Aufbau neuer digitaler Routinen, um Chancen zu nutzen und die Implementierung von Organisationsformen zur Einrichtung und Integration digitaler Geschäftsprozesse, um neue Werte in einem etablierten oder neuen Ökosystem zu schaffen.„
[00:03:19] Gut, zugegebenermaßen, die Definitionen sind vielleicht ein bisschen unhandlich, haben aber einige Aspekte, die es sich lohnt, mal genauer anzuschauen. Wenn man das mal so ein bisschen zerstückelt, dann ging es ja um digitale Geschäftsmodelle. Es ging um digitale Chancen, es ging um Geschäftsprozesse usw. Also das, womit wir uns in der IT ja auch tagtäglich beschäftigen. Wenn wir jetzt mal festhalten, wie wir das genauer clustern können, dann habe ich mal sechs Handlungsfelder rausgesucht, die wir uns jetzt im Folgenden einfach mal genauer anschauen. Denn die digitale Transformation betrifft eben nicht nur die IT, Das ist nicht nur was, was sie aus der IT heraustreiben können, [00:04:00] sondern das haben eigentlich die meisten ja auch mittlerweile erkannt, dass es viel größer ist und die Geschäftsmodelle die Prozesse betrifft.
Handlungsfelder im Rahmen der digitalen Transformation
[00:04:07] Und um das einfacher zu machen, nehmen wir einfach die Handlungsfelder von Gimpel et al. (2018) und die sind (1) kundenzentrierte Lösungen und Systeme zu schaffen, (2) Wertbeitrag und Mehrwert für den Kunden zu schaffen. Also ein USP zu entwickeln, der dann natürlich auch einen digitalen Mehrwert liefert, also zum Beispiel irgendwas as a Service. Das Thema ist in der IT ja schon sehr weit fortgeschritten, aber in anderen Geschäftsmodellen eher noch nicht so. Das Thema (3) Datenmanagement ist der dritte Punkt, das Thema (4) Aufbauorganisation, also wie ich das im Unternehmen verankere. Also klassischerweise im Organigramm. Und das fünfte ist die (5) Geschäftsprozesse. Was ich da machen kann, um das Ganze zu digitalisieren. Und der sechste Punkt auch ganz wichtig, relativ einleuchtend, ist das Thema (6) Change Management, weil neue Systeme neue Abläufe führen immer mal zu Themen, die [00:05:00] auch geklärt werden müssen, wo Mitarbeiter mitgenommen werden müssen usw.. Also von daher wichtiger Punkt. Wenn wir jetzt mal schauen, das sind ja so generische Sachen, die erstmal in der Literatur vorkommen.
Reifegrade von Unternehmen in der digitalen Transformation
[00:05:15] Was ich genauer angeschaut habe in meinem Forschungsthema ist unter anderem auch, wie sich das Investitionsverhalten von Unternehmen auf den Reifegrad der digitalen Transformation ausgewirkt hat. Und zwar habe ich herausgefunden, dass sich die Unternehmen, die ich untersucht habe, das waren sieben Case Study Unternehmen, in eigentlich drei Bereiche clustern konnte, und zwar einmal: in dem Bereich (1) Basis, also Basis Digitale Transformation, (2) Fortgeschritten im Bereich der digitalen Transformation und (3) Profi im Bereich der digitalen Transformation.
Reifegrad „Basis“ im Bereich digitale Transformation
[00:05:49] Und wenn wir uns das jetzt mal genauer anschauen, was heißt denn eigentlich Basis im Bereich der digitalen Transformation. Das sind häufig Unternehmen, die noch recht alte IT-Systeme haben, [00:06:00] die noch sehr, sehr viele manuelle Schnittstellen haben, wenig Zugriff auf relevante Kunden und Marktdaten. Und da ist nämlich auch schon der Knackpunkt. Also wenn wir jetzt mal schauen, diese Handlungsfelder, kundenzentrierte Lösung usw., da sind die meisten einfach noch gar nicht so weit, dass die sich damit großartig beschäftigen. Die sehen zwar die Notwendigkeit, aber das hakt alles noch ganz kräftig vom Datenmanagement und so Themen brauchen wir eigentlich an der Stelle häufig noch gar nicht sprechen. Da sind einfach auch noch Strukturen, die da erst noch geschaffen werden müssen.
[00:06:33] Meine Empfehlung, wenn Sie jetzt sagen: Oh, das kommt mir bekannt vor, das ist ja fast wie bei uns, dann würde ich Ihnen als erste Initiative empfehlen, hier das Thema Prozessoptimierung anzugehen, also interne Abläufe neu zu strukturieren, Raum für neue Projekte zu schaffen. Weil so lange die Leute diese starken manuellen Tätigkeiten machen müssen, haben sie in den meisten Fällen immer die Engpässe, dass sie gar nicht schaffen, sich um andere Projekte zu kümmern, weil wer soll es [00:07:00] denn sonst machen? Das heißt also, diese manuellen Schnittstellen usw. Engpass-Ressourcen da freizukriegen, ist eigentlich der erste wichtige Schritt. Und in diesem Rahmen sollte man dann auch schon mal schauen, was ist an Datenbasis im Unternehmen vorhanden, An welchen Stellen brauche ich Harmonisierung? Also wie oft habe ich zum Beispiel bestimmte Sachen doppelt in den Systemen? Ja, Habe ich irgendwelche Kundendaten in drei verschiedenen Systemen gespeichert? Sind die überhaupt irgendwie im Austausch die Systeme oder muss ich da im Zweifelsfall immer mal einen drüberschicken, der das dann wieder händisch repariert? Also genau das sind so Sachen, dass sie zumindest in ihren Reporting-Systemen da eine gemeinsame Datenbasis finden.
Häufig sind das Unternehmen, die auch einen sehr, sehr langen Investitionsstau haben. Das heißt, die wissen ganz genau: Okay, wir haben in der IT, in den letzten Jahren nicht viel investiert und jetzt knarzt das ganz erheblich. Also das sehe ich auch immer wieder im Kundenkreis. Man kann das ein paar Jahre, [00:08:00] kann man das irgendwie mal machen, dass man da wenig investiert und dann fängt das irgendwann ganz kräftig an zu knarzen. Und da ist wichtig, dass man eben den Anschluss nicht verliert an die Wettbewerber, Mitbewerber usw.. Also von daher lieber erstmal die internen Prozesse anschauen, bevor man jetzt groß erstmal neue Systeme kauft. Gehe ich aber nachher im späteren Teil der Folge hier noch mal genauer drauf ein.
Reifegrad „Fortgeschritten“ im Bereich digitale Transformation
[00:08:24] Das zweite sind die Unternehmen im fortgeschrittenen Bereich. Also die haben häufig schon ihre Prozesse überarbeitet digitalisiert. Das heißt da haben wir das Thema mit diesen manuellen Schnittstellen usw. Eher weniger. Die haben in der Regel sehr, sehr moderne Systeme, das heißt, da haben die wirklich investiert, sind up to date geblieben, haben das Thema Datenmanagement auch zumindest mal erkannt, dass sie da was machen müssen, haben das im Zweifelsfall auch schon sehr, sehr aktiv betrieben. Und hier fängt es an, dass Sie sich Gedanken machen über kundenzentrierte Lösungen. Also die überlegen schon: Okay, wie kann ich Sachen [00:09:00] zum Beispiel am Markt testen? Wie kann ich gewisse Lösungen mal pilotieren, dass sich gewisse Sachen einfach mal in einem, das nennt sich so schön MVP (Minimum Viable Product). Also mal so ein ganz abgespecktes Produkt zu entwickeln, was ich dann anbieten kann und das dann eben weiter zu verfeinern und auszureifen.
Meine Empfehlung ist, für diese Art von Unternehmen, das Thema Datenmanagement und kundenzentrierte Lösungen viel, viel stärker in den Fokus zu nehmen. Weil gerade die modernen Themen, also das Thema Künstliche Intelligenz, neuronale Netze, maschinelles Lernen zum Beispiel auch, was ist das Next best Offer, was ich meinen Kunden anbieten kann? Was ist vielleicht irgendwas, was ich auch mit Mustererkennung usw. Voranbringen kann? Da brauche ich überall Daten und da brauche ich überall gute klassifizierte Daten, das heißt an der Stelle Thema Datenmanagement im Fokus und auch da das Thema interne Aufbau und Ablauforganisation im Blick zu behalten.
Also das Thema Geschäftsprozessmanagement [00:10:00] immer weiter mitzuentwickeln. Das sind Unternehmen, die sind, ich würde jetzt sagen nicht ganz am Anfang, wie gesagt, sondern die sind so in der Mitte, die haben das Thema erkannt, investieren auch schon eine Weile darein und sind aber eben noch ein Stückchen weiter zurück als die Profis.
Reifegrad „Profi“ im Bereich digitale Transformation
[00:10:18] Wenn wir uns nämlich jetzt mal die Unternehmen im Profibereich anschauen, im Bereich der digitalen Transformation, dann sind das häufig die Vorreiter in den einzelnen Branchen oder Marktführer. Oder zumindest sind sie marktführend. Und da gab es auch ganz interessante Auskünfte von der Geschäftsführung, von den Vorständen teilweise. Die haben gesagt: Na ja, je mehr ich in IT investiere, umso besser wird hier unser Geschäftsergebnis. Und diese Sachen sind ja wichtig zu wissen und sind auch für IT-Manager und CIOs relevant, weil wenn Sie da investieren an den richtigen Stellen, dann wirkt sich das eben halt auch direkt aus. Also das heißt, der Return on Invest (ROI) ist da, gilt halt nur in die richtigen Sachen zu investieren. Und [00:11:00] was haben diese Unternehmen im Profibereich gemacht? Die investieren einmal schon sehr, sehr lange in die digitale Transformation. Teilweise schon, wirklich, ja, fast teilweise zehn Jahre und länger, teilweise 20 Jahre. Also natürlich auf einem anderen Niveau, als wir das jetzt heute machen. Aber die sind im Grunde immer alle Stufen mitgegangen.
Also die haben nicht so einen krassen Investitionsstau oder sind sehr zögerlich, sondern die probieren eben diese Dinge aus und schauen, was kann ich davon gebrauchen und was ist vielleicht noch nicht marktreif. Das halte ich mal irgendwie noch ein bisschen zurück und guck, wenn der Zeitpunkt ist, gehe dann aber weiter. Viele Unternehmen machen den Punkt an der Stelle, die sind sehr, sehr vorne mit dabei. Sie merken okay, der Markt nimmt das noch nicht an und dann schmeißen sie es gleich in die Mülltonne. Und das haben die Unternehmen nicht gemacht.
Die haben gesagt: Okay, es ist noch nicht marktreif, haben wir verstanden. Wir schmeißen es aber nicht weg, sondern wir lassen es mal hier geparkt stehen und können es zu jeder Zeit wieder aufgreifen [00:12:00] und und aus der Schublade holen. Das fand ich sehr interessant, weil ich habe nämlich das Thema mit dem Wegschmeißen von Investitionen leider auch schon bei Kunden gesehen und das dann immer schade. Einfach sozusagen mal on hold stellen ist da manchmal auch ein guter Tipp.
[00:12:16] Dieses regelmäßige Investieren ist natürlich an der Stelle jetzt hier auch spannend, dass die genau diese Handlungsfelder also eigentlich alle adressieren. Die haben extrem starken Fokus auf der Kundenzentriertheit. Die arbeiten mit diesen Minimum Viable Products (MVPs), also testen und pilotieren am Markt. Die haben in der Regel ein exzellentes Datenmanagement, sind also sich darüber bewusst, dass sie Daten harmonisieren müssen, dass sie die klassifizieren müssen, dass sie auch sich Gedanken machen müssen, wie Daten zwischen Systemen ausgetauscht werden, wo die Datenhoheit liegt. Diese Unternehmen tauschen in der Regel auch mit anderen Unternehmen in ihrem Ökosystem Daten aus, also mit Lieferanten, mit Partnern, mit [00:13:00] Kunden.
Das heißt, da ist so ein so ein ganzes Ökosystem drumherum schon entstanden. Und die haben natürlich moderne Systeme, häufig auch Komponenten, die eigen entwickelt sind. Die haben nämlich in ihrer internen Aufbauorganisation häufig auch die Fähigkeiten, diese Sachen selber zu entwickeln. Und das ist wirklich unabhängig von der Branche. Also das war sehr, sehr spannend. Es gibt natürlich Branchen, die sind IT affiner, da ist es auch für die IT Verantwortlichen deutlich leichter, solche Gelder zu bekommen. Aber das sind auch häufig Firmen, deren Kerngeschäft ist nicht IT. Und das fand ich sehr, sehr spannend. Und die haben einfach erkannt: Okay, wir brauchen diese Ressourcen, um diese digitalen Anforderungen intern abbilden zu können. Die optimieren ihre Geschäftsprozesse. Und das war auch ein ganz wichtiger Punkt.
[00:13:48] Die adressieren auch die Veränderung im Unternehmen ganz, ganz massiv und haben da eine sehr offene und transparente Kommunikation auch was sich ändert, haben auch bestimmte [00:14:00] Stufen, auf die sie gehen. Das heißt, sie sagen nicht: Okay, wir ändern jetzt alles sozusagen mit der Brechstange, sondern sie sagen: Okay, wir haben bestimmte Evolutionsstufen, wo wir zum Beispiel auch die Aufbauorganisation mal ändern. Dann halten wir aber daran nicht ewig fest, sondern das ist quasi so ein kontinuierlicher Prozess, wo die dann auch wieder nochmal geändert wird, wenn man eine bestimmte Stufe überschritten hat.
Und das ist natürlich auch ein gewisses Gespür, was man haben muss, wo man sagt: Okay, bis zu dem Punkt brauchen wir jetzt folgende Sachen und ab dem Punkt müssen wir wieder anfangen, da dran zu drehen und da dran zu drehen. Und das merkt man ganz stark, dass dieses integrative Denken da ist, dass die Leute sagen: Okay, das sind halt Stellschrauben, an denen wir drehen müssen. Das fand ich halt ganz interessant und das sieht man auch, dass das da ineinander passt und durch die Kommunikationsprogramme im Unternehmen die Mitarbeiter da eben auch ganz stark eingebunden sind und auch ganz stark Feedback geben. Das ist auch ein Punkt, der sehr, sehr wichtig ist. Da gehe ich aber noch [00:15:00] mal in der zukünftigen Folge genauer drauf ein, was es damit auf sich hat.
Investitionen in die digitale Transformation für die IT-Organisation
[00:15:05] Jetzt fragen Sie sich als CIO und IT-Manager vielleicht na ja, gut so, Handlungsfelder, so weit, so gut und so logisch. Aber was heißt das jetzt konkret für meine IT-Organisation? Und da mag ich jetzt noch mal drauf eingehen.
[00:15:18] Sie haben ja immer das Thema in der IT, je nachdem, wo Sie organisatorisch verankert sind als CIO und IT-Manager, dass Sie den Return on Invest (ROI) aufzeigen müssen. Am schwierigsten ist das natürlich, wenn Sie als IT-Verantwortlicher unter dem Finanzchef hängen, was leider immer noch häufig der Fall ist. Das hat man zum Beispiel auch gesehen. Die Unternehmen, die sehr weit in der digitalen Transformation Fortgeschritten sind. Da ist die IT-Funktion im Geschäftsführungsgremium oder im Vorstandsgremium aufgehängt. Und das ist natürlich dann auch eine entsprechende Power, die jemand dann hat und nutzen kann. Genau. Und daher hier mal meine Tipps für Sie als CIO und IT-Manager zu [00:16:00] dem Thema Investitionen in die digitale Transformation.
1. Geschäftsprozesse analysieren und optimieren
Der erste Punkt ist immer zuerst die Geschäftsprozesse analysieren und danach erst die passenden Systeme aussuchen oder selber entwickeln, weil dann erst wissen Sie, was das neue System in Ihrer unternehmenseigenen Geschäftslogik unterstützen muss. Häufig kaufen Unternehmen Standardsoftware, die eigentlich genau entgegengesetzt zu ihrer Geschäftslogik agiert. Und das ist wichtig zu verstehen, dass man einfach mal schaut: Wie sind denn unsere Prozesse? Was ist uns wichtig? Worauf können wir vielleicht auch mit Kompromissen eingehen? Und was ist wirklich essenziell?
Und das Thema Geschäftsprozessoptimierung geht natürlich durchs gesamte Unternehmen, ist aber häufig gar keine große Investition, wirkt aber Wunder. Also wenn quasi bis zur Führungsebene klar ist, was machen wir eigentlich in den einzelnen Bereichen genau? Und da meine Empfehlung, nicht nur ganz High Level zu bleiben, sondern wirklich mal genauer zu gucken, mal tiefer [00:17:00] zu gehen und und da zu optimieren, also dass meiner Erfahrung nach auch bei Kunden bekomme ich immer die Rückmeldung, wenn wir das gemacht haben. So nach dem Motto das war ja gar nicht so teuer. Aber es ist erstaunlich, was wir damit erreicht haben.
2. Flexibilität in der IT-Infrastruktur schaffen
[00:17:13] Der zweite Punkt das Thema Rechenpower und auch andere Themen in der IT, also klassisches Rechenzentrumsthema, war ja früher häufig ein limitierender Faktor. Und da ist es ganz wichtig, die Voraussetzungen zu schaffen für die digitale Transformation. Um in der Lage zu sein, diese Themen auch skalieren zu können, sei es jetzt im eigenen Rechenzentrum oder in der Cloud. Das ist eigentlich egal. Wichtig ist aber, dass sie diese Flexibilität gewinnen. Neue Themen ausprobieren zu können, Server da auch flexibel nutzen zu können.
Jeder von uns kennt das wahrscheinlich. So ein Server zu beantragen kann doch durchaus schon mal ein größeres Unterfangen werden. Und und da gibt es eben das Thema Flexibilisierung, auch die Möglichkeit zum Beispiel Cloud Systeme für so eine Pilotierung mal zu nutzen, all das [00:18:00] einzubinden und da auch flexibel zu sein.
3. Klare Verantwortlichkeiten
[00:18:03] Der dritte Punkt das Thema Verantwortlichkeiten. Aufbauorganisation. Ich habe es eben schon so ein bisschen angeteasert. Wo sind Sie als CIO aufgehängt? In der Aufbauorganisation, aber auch, wenn Sie jetzt nicht direkt im Vorstand sitzen, ja, sondern zum Beispiel unter dem Finanzchef hängen, unter einem Operations Chef hängen, vielleicht auch unter dem Vorstandsvorsitzenden direkt, dann ist aber die Frage: Wie viel Rückendeckung haben Sie für das Thema Digitale Transformation und wer ist der interne Treiber dieses Themas?
Und auch da sieht man wieder bei den Unternehmen, die sehr, sehr weit fortgeschritten sind im Bereich Digitale Transformation. Da ist das wirklich ein Managementthema. Und da wird das von oben getrieben und da kommt auch von oben sozusagen die Rückendeckung und sozusagen die treibende Kraft. Und das ist auch entscheidend, weil das ist was, was man nicht aus den unteren Ebenen letztendlich durchführen kann.
4. Datenmanagement verbessern
[00:18:56] Das gleiche gilt eigentlich auch für das Thema unternehmensweite [00:19:00] Datenmanagementverantwortung. Auch da Sie kennen die Diskussion wahrscheinlich eine Fachabteilung A und Fachabteilung B beanspruchen beide diesen Datensatz sozusagen für sich und sagen: Na ja, das geben wir aber nicht raus an die Kollegen. Also all diese Themen sind ja essenziell wichtig und das ist ja schon im eigenen Unternehmen häufig ein Thema. Geschweige denn, wenn Sie jetzt anfangen, diese Datensätze mit Lieferanten, mit Kunden, mit Partnerunternehmen auszutauschen. All diese Fragestellungen gilt es aber da zu adressieren und sich anzuschauen.
5. Moderne kundenzentrierte IT-System-Architekturen schaffen
[00:19:32] Der nächste Punkt: Moderne IT-System-Architekturen. Ich denke, das ist allen klar, dass das wichtig ist. Insbesondere hier, weil ich weiß, dass viele Unternehmen noch eine Menge Altlasten in ihren System-Architekturen schlummern haben. Und da hilft es, die kundennahen IT-Systeme immer als erstes anzugehen.
Das heißt, selbst wenn Sie jetzt sagen: Oh, wir müssten eigentlich einmal löschen, einmal alles neu, dann hilft es aber immer, an den kundennahen Systemen anzufangen [00:20:00] und mitzudenken. Was müssen Sie Stück für Stück zurück ändern? Ja, kundennahe Systeme sind natürlich von Branche zu Branche unterschiedlich. Also da ist es immer die Frage, Wie ist Ihr Unternehmen aufgebaut und was ist wirklich kundennah? Auch das einfach mal überlegen, wo genau die Schnittstellen zum Endkunden sind. Ob sie jetzt im B2C-Geschäft im B2B-Geschäft aktiv sind. Also da sich auch zu fragen, was müssen wir eigentlich liefern, damit wir das schaffen können? Natürlich sind, auch wenn sie alte Systeme haben. In der Produktion oder anderen Bereichen des Unternehmens, ist das auch wichtig zu berücksichtigen.
[00:20:41] Ich habe da noch so eine kleine Anekdote. Ja, wenn zum Beispiel die Mitarbeiter die wichtigsten Administratoren ihres Systems in drei Jahren in Rente gehen, zum Beispiel alle, dann wissen sie, dass sie da heute schon ein Thema haben. Und das sehe ich häufig bei Kunden, dass das zwar erkannt wird, dass [00:21:00] man da irgendwie sagt: Oh ja, ja, die Kollegen, die gehen in Rente, aber wir können ja noch zwei Jahre warten, bis wir da ein neues System einführen. Das wird dann schon irgendwie klappen. So, und da nicht blauäugig sein. Wir kennen das alle, das dauert länger. Und wenn Sie heute schon anfangen können, ist immer besser als morgen. Genau diese Themen werden halt teilweise echt sträflichst vernachlässigt.
Da ist es immer schön, wenn Sie als CIO oder IT-Manager selber in der Lage sind, diese Themen zu treiben und da auch Investitionsbedarf darstellen können und sagen können: Okay, schauen Sie mal hier, Das passiert, wenn wir das machen. Das kostet zwar XY, aber das passiert, wenn wir das nicht machen. Und das ist das Risiko, was dann entstehen kann. Und dieses Risiko, was dann entstehen kann, ist im Zweifelsfall immer, dass das ganze System dann stehen bleibt, wenn der Mitarbeiter halt nicht mehr da ist. Das Gleiche passiert im Übrigen auch, wenn Sie auf Lieferantenseite ein Unternehmen haben, wo nur ein Unternehmen [00:22:00] zum Beispiel dieses System administrieren kann oder da im Grunde auch keine Ausfallsicherheit besteht. Also auch das alles schon erlebt, alles schon gesehen.
Auch da mal die Frage stellen: Okay, wenn das jetzt so eine kleine eigenprogrammierte Lösung exklusiv für Ihr Unternehmen ist. Was passiert denn eigentlich, wenn die drei treibenden Softwareentwickler in diesem Unternehmen nicht mehr tätig sind? Also alles das mal hinterfragen, mal mit berücksichtigen. Dann kommt man da meistens auch drauf, dass die Investition sich im Zweifelsfall halt doch schneller rechnet, als man sich das so gedacht hat.
6. Interne IT-Fähigkeiten ausbauen
[00:22:37] Da komme ich auch schon zum nächsten Punkt, weil das war jetzt einmal interne, einmal externe Fähigkeiten, die man einkauft. Die Unternehmen in der digitalen Transformation, die im Profibereich unterwegs sind, die haben extrem hohe interne Fähigkeiten. Also insbesondere das Thema eigene Systementwickler, eigene Administratoren. Auch das Thema Data Analytics, [00:23:00] Data Science, KI können die meistens aus den eigenen Reihen besetzen. Und das ist halt für die essenziell. Das haben sie auch ganz klar gesagt. Das ist für sie essenziell um USPs, also Unique Selling Propositions, also den Kundennutzen, den Mehrwert zu schaffen. Weil das ist ja was, was Sie damit erzeugen können, was eben kein anderes Unternehmen so schnell machen kann. Und das erhöht für diese Unternehmen auch ungemein die Flexibilität und ermöglicht eben genau diese passgenauen, kundenzentrierten Lösungen.
Das finde ich extrem spannend, weil die auch einen sehr sehr hohen Invest gehen an der Stelle. Ich meine, das weiß jeder, der ITler sucht. Das ist ein teures Unterfangen. Und wenn Sie so eine gesamte Abteilung aufbauen im Bereich Data Science und Data Analytics, sind Sie auch nicht das einzige Unternehmen, was die klugen Köpfe haben möchte.
[00:23:49] Das heißt, hier gilt es insgesamt: Investitionen in Menschen, also ihre eigenen Mitarbeiter, in die Systeme und in Daten. Also diese drei Punkte [00:24:00] sind aus meiner Sicht essenziell für das Thema digitale Transformation.
7. Change Management und interne / externe Kommunikation ausbauen
[00:24:04] Und als letzten Punkt möchte ich noch das Thema Change angehen, weil das war ja auch ein Handlungsfeld, wo man sagt: Okay, wie gehe ich denn eigentlich dieses Thema an, wenn ich jetzt meine Mitarbeiter mitnehmen muss? Ich muss im Grunde entweder sei es alles auf einmal ändern oder im mittleren Stage, ich muss jetzt doch viele Sachen noch anstoßen, muss zum Beispiel kundenzentrierte Lösungen schaffen, wo ich vielleicht das interne Know-How auch gar nicht habe. Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Also zum Beispiel, wenn Sie intern die Fähigkeiten nicht haben, kann man mit einem outsource-to-insource-Ansatz also einfach mal externe Beratung einholen, Dienstleister einbinden, die Ihnen das am Anfang machen, mit dem Ziel, das aber intern aufzubauen, parallel. Das heißt also, den Dienstleister direkt mit einzubinden und zu sagen: Okay, eine Komponente ist aber bitte auch schule unsere Mitarbeiter parallel. Baue das Know-How intern auf und guckt, [00:25:00] dass das wir quasi das intern auch parallel mit aufbauen können. Es muss ja muss ja nicht komplett sein, aber ist immer die Frage, dass man intern auch das passende Know-How hat, damit man das nachher auch weiterhin betreiben kann und auch weiterentwickeln kann. Wenn jetzt die digitalen Fähigkeiten in ihrem eigenen Unternehmen vorhanden sind und gut sind, macht es trotzdem Sinn, häufig sich neutrales Sparring zu holen von Externen, um eben immer wieder neue Impulse zu bekommen.
Und das hat man auch gesehen, dass die Profi Unternehmen da auch ein echt großes Netzwerk haben, wo sie zum Beispiel Start-Up Events mitnehmen, wo sie Kooperationen mit Universitäten haben, wo sie andere Bereiche mit einbinden, wo sie auch Berater mit einbinden, wo sie persönliche Kontakte zum Beispiel auch mit einbinden oder in Unternehmensgruppen, natürlich auch Gruppen Unternehmen mit einbinden. Das hilft natürlich auch, um noch mal so einen Perspektivwechsel einzunehmen und mal zu schauen: Okay, was sagen eigentlich andere Leute dazu, [00:26:00] die uns vielleicht kennen oder dann ja auch kennenlernen, aber die nicht so tief in den einzelnen Themen drin sind, wie man jetzt im Unternehmen selber drin ist. Also das klassische Thema Betriebsblindheit. Ne, das ist also auch was, wo die Unternehmen ganz, ganz stark mit sind und eben die Kommunikation da aufbauen.
[00:26:21] Der nächste Faktor beim Thema Change ist natürlich die Kommunikation entsprechend auch aufzubauen, regelmäßig zu kommunizieren, intern, aber auch extern. Also ein Unternehmen hat auch ganz klar gesagt, das fand ich sehr, sehr spannend. So nach dem Motto: Es ist am Markt auch bekannt, dass wir das alles intern können und die IT-Köpfe wissen dann auch, wenn sie so was haben wollen, dann kommen die zu uns. So, und das fand ich auch spannend zu sagen: Okay, nicht nur intern den Change vorantreiben, sondern sich auch als Arbeitgebermarke im Grunde so zu positionieren. Auch da ist natürlich wieder der CIO und der IT-Manager [00:27:00] angesprochen.
Also sie treiben im Grunde ihre IT-Organisation dahin, dass sie Leute unbedingt bei ihnen arbeiten wollen. Und das ist natürlich auch ein Thema, wo man Fachkräftemangel mit entgegenwirken kann, wenn die IT-Abteilung halt so ein gutes Image hat, auch nach außen hin so ein gutes Image hat, dass die Leute sagen: Boah Mensch, was die da machen das aber richtig cool. Vielleicht haben sie auch noch den ein oder anderen Innovationspreis gewonnen oder sowas, wo man einfach sagt: Okay, das zieht natürlich auch Leute dann an, die das auch machen wollen, die sich da auch weiterentwickeln wollen. Ich kenne das aus der IT nur so, die Leute wollen nicht mit alten Systemen arbeiten, die wollen alle die coolen, modernen, hippen Sachen machen.
Von daher vielleicht einfach mal als kleiner Gedankenanstoß, wenn sie sowas machen. Wenn sie in dem Bereich aktiv sind, dann das ruhig auch mal nach außen zu kommunizieren, um eben halt dann noch diesen Effekt zu verstärken und da eben auch entsprechendes Personal dann anzuziehen. [00:28:00]
[00:28:01] Ich hoffe, das hat Ihnen ein paar Impulse gegeben, ein paar neue Sichtweisen, vielleicht auch einfach nur noch mal eine Strukturierung der Themen, die Sie eh schon kannten. Ja, lassen Sie uns gerne da in den Austausch gehen, wenn Sie das anders sehen. Wenn Sie da andere Punkte haben, bin ich da immer dankbar um Feedback. Genauso, wenn Sie irgendwo Fragen haben, nehmen Sie gerne Kontakt auf. Auf der Webseite ist auch ein Kontaktmöglichkeit, wo Sie Termine buchen können. Ansonsten freue ich mich natürlich, wenn Sie bei der nächsten Folge wieder einschalten.
Bildnachweis: stock.adobe.com
Referenzen:
- Cennamo, C., Dagnino, G. B., Di Minin, A. and Lanzolla, G. (2020) ‚Managing Digital Transformation: Scope of Transformation and Modalities of Value Co-Generation and Delivery‘, California Management Review, 62(4), pp. 5-16.
- Gimpel, H., Huber, R., Röglinger, M., Hosseini, S., Probst, L. and Faisst, U. (2018) ‚Structuring Digital Transformation: A Framework of Action Fields and its Application at ZEISS‘, JITTA : Journal of Information Technology Theory and Application, 19(1), pp. 31-53.
- Volberda, H. W., Khanagha, S., Baden-Fuller, C., Mihalache, O. R. and Birkinshaw, J. (2021) ‚Strategizing in a Digital World: Overcoming Cognitive Barriers, Reconfiguring Routines and Introducing New Organizational Forms‘, Long Range Planning, 54(5), pp. 1-18.
Weiterführende Links
- CIO 067 – IT-Transformation erfolgreich gestalten mit Hilfe des IT-Projektportfoliomanagements
- CIO 066 – Low-Code Anwendungen für die Prozessoptimierung – Interview mit Dirk Pohla
- CIO 062 – Geschäftsprozesse entlang der Customer Journeys digitalisieren und optimieren
- CIO 058 – Datenstrukturen und Datenwerte für die Digitalisierung schaffen
- CIO 054 – Strategische Ausrichtung der IT-Architektur und Optionen für Software Migrationen
- CIO 053 – Datenmanagementsysteme in der digitalen Transformation – Interview mit Oliver Schröder
- CIO 034 – Migration in die Public-, Private- oder Hybrid-Cloud – Interview mit Olaf Fischer
- CIO 029 – Verantwortlichkeiten in der IT-Organisation festlegen
- CIO 019 – Prozessorientierte digitale Transformation: Potentiale am Beispiel der Blockchain – Interview mit Stefan Gössel
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